Das Greenpeace-EinkaufsNetz hat in einem neuen Test erstmalig Blattsalate auf Spritzmittelrückstände und Nitrat untersuchen lassen. Das Ergebnis: Keiner der Salate aus konventioneller Landwirtschaft, die aus dem Angebot der Supermarktketten Edeka, Metro, Lidl, Rewe, Spar und Tengelmann stammten, war frei von Pestizidrückständen. Fünf dieser 21 Kopf-, Eichblatt- und Rucolasalate erreichten den gesetzlichen Grenzwert für Spritzmittel oder überschritten diesen sogar – bis um das 36-fache.
Die zum Teil massiven Überschreitungen fanden sich in Salaten aus Italien und Belgien. Gut schnitten bei dem Test der insgesamt 23 Salate allein zwei Bio-Salate ab, in denen keine Pestizide nachgewiesen wurden. Greenpeace hat Anzeige gegen Rewe und Tengelmann wegen des wiederholten Verstoßes gegen das Lebensmittelgesetz erstattet und fordert, die Vermarktung derartiger Ware zu stoppen und die Hersteller zu nennen.
„Viele Pestizide dran und wenig Nährstoffe drin – für Blattsalate gilt das oft gerade im Winter“, sagt Manfred Krautter, Chemieexperte von Greenpeace. „Damit Kopf-, Eichblatt- oder Rucolasalat in dieser Jahreszeit überhaupt gedeiht, wird er häufig in Treibhäusern gepäppelt, stark gespritzt und überdüngt, wodurch die Pestizid- und Nitratwerte nach oben schnellen. Der Verkauf von fast einem Viertel der Testware ist gesetzeswidrig. Bisher unternehmen Handelsketten und Lebensmittelüberwachung nichts dagegen. Dies ist ein Skandal, der die Gesundheit besonders von Kindern gefährdet, da sich ihre Organe noch in der Entwicklung befinden.“
Bis zu acht Pestizide gleichzeitig
Vor allem die Pestizide Deltamethrin, Diphenyl, Diflubenzuron, Ethofenprox und Iprodion, die zum Teil Krebs auslösen und das Hormonsystem beeinträchtigen können, wiesen zu hohe Werte auf. In 91 Prozent der belasteten Salate fanden sich zudem gesundheitlich besonders bedenkliche Giftcocktails mit bis zu acht Pestiziden gleichzeitig. In den meisten Blattsalaten war zusätzlich der Gehalt an Nitrat stark erhöht. Diese können sich im Körper in Krebs erzeugende Nitrosamine umwandeln.
Für den Test hatten Greenpeace-Mitarbeiter Ende November in Supermärkten in Hamburg, Köln, Kassel, Leipzig und Stuttgart Salate gekauft. Die Proben überprüfte ein Speziallabor auf über 350 verschiedene Pestizidrückstände.
Nach Zahlen des Verbraucherministeriums wird der Pestizid-Grenzwert in pflanzlichen Lebensmitteln immer öfter überschritten: Der Anteil hat sich von vier Prozent im Jahr 1998 auf neun Prozent im Jahr 2002 mehr als verdoppelt. „Der Lebensmittelhandel verkauft täglich millionenfach Salate, Obst und Gemüse mit zu hohen Pestizidbelastungen. Der Handel, Ministerin Künast und die Behörden müssen dem endlich Einhalt gebieten. Den Verbrauchern können wir im Moment nur Bio-Lebensmittel empfehlen, sie sind in der Regel frei von Pestizidrückständen“, erklärt Krautter.
(Greenpeace, 14.12.2004 – DLO)