Steinalt – im wahrsten Sinne des Wortes: Gneis bildet die ältesten Gesteinsformationen der Erde. Das charakteristisch gestreifte Gestein zeugt aber auch von den gewaltigen Kräften, die im Untergrund herrschen, denn erst sie schufen den Gneis. Das früher als Baumaterial beliebte Gestein ist heute auf der ganzen Welt zu finden und gehört zu den prägenden Formationen vieler Landschaften. Der Berufsverband Deutscher Geowissenschaftler würdigt den Gneis als Gestein des Jahres 2015.
Gneis erkennt man an seinem auffällig gestreiften Muster: Häufig wechseln sich Schichten von dunklen, plättchenförmigen Glimmermineralen mit hellen Lagen von Feldspaten und glasigen Quarzkristallen ab. Diese Streifen können in geraden Linien oder auch wellig gefaltet verlaufen. Umfließen diese feinkörnigen Bänder auch größere Einsprengsel, so spricht man wegen der typischen Punkte und Flecken im Querschnitt eines solchen Gesteins auch von „Augengneis“. Außer den Hauptbestandteilen Feldspat, Quarz und Glimmer können auch andere Anteile wie Granate oder Hornblenden auftreten.
Ursache für die typischen Streifen ist die Entstehungsgeschichte des Gneises: Als sogenanntes metamorphes Gestein entsteht er, wenn Gesteinsmaterial von vielen anderen Schichten überlagert wird und sich unter enormem Druck und hoher Temperatur umwandelt. Solche Bedingungen herrschen nur in großer Tiefe.
Bis zu vier Milliarden Jahre alt
Da Gneis aus zahlreichen verschiedenen Ausgangsmaterialien entstehen kann, ist es schon fast eine kriminalistische Aufgabe, seinen Ursprung zu untersuchen. Geowissenschaftler müssen sich dazu einzelne Minerale und das Gefüge des Gneises genau anschauen, um seine Geschichte zu ergründen.
An die Oberfläche gelangt der Gneis, wenn durch Plattentektonik aufgefaltete Gebirge durch Erosion verwittern, bis die tiefen Gesteinsschichten freigelegt sind. Manche dieser Gesteinsformationen gehören zu den ältesten Gesteinen der Erde: Die Isua-Gneise in Grönland etwa werden auf 3,8 Milliarden Jahre datiert, der kanadische Acasta-Gneis in Kanada kommt sogar auf vier Milliarden Jahre.
Auf der ganzen Welt verbreitet
Gneise lassen sich auf der ganzen Welt finden: Kanada, Grönland oder Skandinavien, aber auch Alpen, Erzgebirge, Schwarzwald, Fichtelgebirge und Bayerischer Wald sind solche Fundorte. In Deutschland sind Gneise auch häufig Teil der eiszeitlichen Ablagerungen an den Küsten und im norddeutschen Tiefland, wohin sie zusammen mit anderen Gesteinen durch die Gletscher und Schmelzflüsse der letzten Eiszeit aus Skandinavien verfrachtet wurden.
Entlang seiner charakteristischen Schichten lässt sich der Gneis gut spalten, er ist aber dennoch ein sehr festes Gestein. Darum war er früher als Baumaterial für Mauern und Fundamente beliebt. So ist beispielsweise die Sankt-Annenkirche in Annaberg-Buchholz komplett aus Gneis erbaut. Heutzutage kommt Gneis eher als Splitt und Schotter zum Einsatz, beispielsweise im Straßenbau. Besonders schön texturierte oder farbige Gneise werden auch zu Naturstein-Platten verarbeitet, vor allem in Skandinavien, Brasilien, Indien und den Alpenländern.
(Berufsverband Deutscher Geowissenschaftler e.V., 07.01.2015 – AKR)