Schlimmer als das Worst-Case-Szenario: Der Meeresspiegelanstieg durch die Gletscherschmelze in Grönland nähert sich schon jetzt Werten, die erst für 2100 vorhergesagt waren, wie eine Studie enthüllt. Demnach haben die drei größten Gletscher Grönlands seit 1880 bereits 8,1 Millimeter zum Pegelanstieg beigetragen – bei „nur“ 1,5 Grad lokaler Erwärmung. Prognostiziert waren solche Anstiege jedoch erst für gut acht Grad Erwärmung, wie die Forscher im Fachmagazin „Nature Communications“ berichten.
Grönland ist das zweitgrößte Eisreservoir des Planeten und spielt eine Schlüsselrolle für Klima und Meeresspiegel. Doch schon länger deuten Messdaten daraufhin, dass Grönlands Gletscher immer schneller schmelzen. Möglicherweise ist beim Abtauen sogar schon ein erster Kipppunkt überschritten. Als Folge strömt immer mehr Schmelzwasser ins Meer und treibt den Meeresspiegel in die Höhe.
Welchen Anteil Grönland an diesem Pegelanstieg hat und wie sich dies in Zukunft entwickeln wird, ist jedoch unklar. Nach RCP8.5, dem Worst-Case-Szenario des Weltklimarats IPCC mit einer globalen Erwärmung von 3,7 Grad und einem Temperaturanstieg in der Arktis von gut acht Grad, könnte allein das Schmelzwasser der drei größten Gletscher Grönlands bis 2100 den Meeresspiegel um 9,1 bis 14,9 Millimeter anheben.
Drei Eisriesen
Ob diese Prognose weiterhin zutrifft, haben nun Shfaqat Khan von der Technischen Universität Dänemark und seine Kollegen überprüft. Dafür werteten sie historische Luftaufnahmen und Messdaten für die Gletscher Jakobshavn Isbrae, Helheim und Kangerlussuaq aus der Zeit von 1880 bis 2012 aus. Daraus ermittelten sie die Veränderungen von Eisdicke und Gletscherlänge und schlossen daraus auf die abgeflossene Schmelzwassermenge.