Der Eisverlust an den Gletschern Grönlands findet vor allem unter Wasser statt: an der Vorder- und Unterseite der Gletscherzungen. Gleich zwei Artikel in „Nature Geoscience“ zeigen, dass auch ferne Veränderungen von Meeresströmungen und Temperaturen eine starke Auswirkung auf die Gletscher haben, beispielsweise durch Einstrom warmen Wassers in die Fjorde.
In den letzten Jahren haben sich die Hinweise darauf gemehrt, dass das Eis der grönländischen Gletscher sensibler auf Klimaänderungen reagieren könnte als angenommen. Ihr Verhalten war bisher schwer einzuschätzen, da sich der Eisabfluss bei einigen von ihnen deutlich beschleunigt hat, bei anderen dagegen stagnierte. Jetzt allerdings gibt es gleich von zwei unabhängigen Forschergruppen neue Hinweise darauf, dass vor allem die Gletscherzungen in den Fjorden Grönlands sehr anfällig gegenüber dem Klimawandel sind.
Meeresströmungen bringen warmes Wasser in die Fjorde
Fiammetta Straneo und ihre Kollegen von der Woods Hole Oceanographic Institution untersuchten die Bedingungen und Strömungen von Meerwasser in dem Fjord, der den Helheim-Gletscher, einen der größten Küstengletscher Grönlands, mit dem offenen Ozean verbindet. Dabei zeigte sich, dass es einen aktiven Austausch zwischen Wasser aus einer warmen, aus den Subtropen stammenden Meeresströmung und dem Fjordwasser gibt. Die Gletscherzungen schmelzen dadurch verstärkt ab. Die Ergebnisse zeigen, dass auch Veränderungen in großer Entfernung, wie beispielsweise die steigenden Meerestemperaturen in mittleren Breiten, sich auf die Eisverhältnisse der Arktis auswirken.
Schmelze vor allem unter Wasser
In einer weiteren Studie haben Forscher um Eric Rignot von der Universität von Kalifornien drei Gletscherfjorde in Westgrönland untersucht. Ihre Daten zeigen, dass der Eisverlust durch Unterwasserschmelze sich in der gleichen Größenordnung bewegt, wie der Verlust durch das Abbrechen von Eisbergen. Wie stark das warme Wasser an der Gletscherzungenunterseite nagt, ist allerdings von Gletscher zu Gletscher unterschiedlich.
„Die Studien von Straneo und Rignot sind entscheidende Schritte hin zu einem Verständnis der Prozesse beim grönländischen Eisverlust in den Fjorden“, erklärt Paul Holland vom British Antarctic Survey in einem begleitenden Kommentar zu den beiden Studien.
(Nature, 16.02.2010 – NPO)