Geowissen

Größter Einschlagskrater der Erde entdeckt?

Forscher finden doppelte Impaktstruktur tief in der Kruste Australiens

Traf ein doppelter Einschlag vor mehr als 300 Millionen Jahren Australien? © iStock.com

Doppelter Treffer: In Australien haben Geologen Hinweise auf einen gewaltigen urzeitlichen Einschlag entdeckt. Tief im Gestein verborgen liegt ein Doppelkrater, der insgesamt rund 400 Kilometer groß ist. Er könnte damit die größte bisher bekannte Impaktzone auf unserem Planeten sein. Verursacht wurde er wahrscheinlich von einem Asteroiden, der vor dem Einschlag in zwei Stücke brach. Wann sich dieser ereignete, ist allerdings bisher unklar.

Die Entdeckung des Doppelkraters war reiner Zufall. Denn eigentlich diente die fast zwei Kilometer tiefe Bohrung im Warburton West Basin in Südaustralien Forschungen zu einem Geothermie-Projekt. Im Bohrkern jedoch entdeckten Forscher Quarzkristalle, deren spezifische Struktur nur durch starken Druck und große Hitze erzeugt worden sein kann – wie in einem Vulkan oder bei einem Meteoriteneinschlag.

Verräterische Anomalien

Stutzig geworden, führten Andrew Glikson von der Australian National University in Canberra und seine Kollegen weitere Untersuchungen durch – auch im benachbarten Warburton East Basin. Dabei stießen sie auf gleich mehrere auffallend Anomalien, sowohl bei seismischen Messungen als auch bei Messungen des Magnetfelds.

Seismische Anomalien markieren die beiden Warburton-Senken in Australien © Glikson et al.

„Die seismische Tomografie ergab Anomalien in beiden Becken, die darauf hindeuten, dass die Erdkruste hier bis in eine Tiefe von mehr als 20 Kilometern gebrochen ist“, berichten die Forscher. Die Magnetmessungen deuteten zudem darauf hin, dass im Zentrum beider Senken besonders dichte, stark eisen- und magnesiumhaltige Bereiche liegen. Ihre Zusammensetzung entspricht dabei eher dem des Erdmantels als dem der umliegenden Krustenteile, wie Glikson erklärt.

Doppelter Krater

Nach Ansicht der Geophysiker sprechen diese Indizien dafür, dass im Untergrund dieser beiden Senken ein gewaltiger Doppelkrater verborgen liegt. „Es gibt hier zwei große Dome in der Kruste, die gebildet wurden, als die Erdkruste nach gewaltigen Einschlägen zurückfederte“, so Glikson. „Dabei wurde auch Gestein aus dem Erdmantel nach oben befördert.“ Zusammen sind diese Einschlagskrater gut 400 Kilometer groß – und damit größer als der Vredefort-Krater in Südafrika, der mit rund 300 Kilometern Durchmesser als der größte eindeutig gesicherte Einschlagskrater der Erde gilt.

Die Forscher gehen davon aus, dass die beiden Warburton-Krater entstanden, als ein Asteroid in der Erdatmosphäre zerbrach und dann die beiden Trümmerstücke dicht nebeneinander einschlugen. „Die beiden Asteroiden müssen jeder mehr als zehn Kilometer groß gewesen sein“, berichtet Glikson. Sie wären damit genauso groß gewesen wie der Chicxulub-Meteorit, der vor 65 Millionen Jahren das Massenaussterben am Ende der Kreidezeit auslöste. „Dieser Einschlag könnte daher für viele Arten auf dem Planeten das Aus bedeutet haben“, so Glikson.

Andrew Glikson mit eine Probe Impaktgesteins © D. Seymour

Zeitpunkt des Einschlags noch rätselhaft

Allerdings: Wann dieser Einschlag geschah, ist bisher unklar. Denn die umgebenden Gesteine sind zwischen 300 und 600 Millionen Jahre alt. Bisher jedoch fehlen zumindest in den 300 Millionen Jahren alten Gesteinsschichten die typischen Ablagerungen beispielsweise von Iridium oder Gesteinsschmelzen, wie sie bei anderen großen Einschlägen gefunden wurden. Auch Hinweise auf ein Massensterben zu dieser Zeit fehlen.

„Das ist ein echtes Rätsel – wir können bisher kein Ausrottungsereignis finden, das zu diesen Kollisionen passt“, sagt Glikson. „Ich habe daher den Verdacht, dass dieser Impakt deutlich älter sein könnte als 300 Millionen Jahre.“ Die Forscher wollen die Warburton Basins daher weiter untersuchen und auch mit Hilfe von seismischen Messungen weiter nach typischen Einschlagsspuren in der Erdkruste suchen. (Tectonophysics, 2015; doi: 10.1016/j.tecto.2014.12.010)

(Australian National University, 25.03.2015 – NPO)

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