Geowissen

Größtes Seltenerd-Vorkommen Europas entdeckt

Schwedische Lagerstätte könnte mehr als eine Million Tonnen Seltenerdoxide enthalten

NEodym
In Nordschweden wurde ein großes Vorkommen von Selten Erden entdeckt, hier das Seltenerdmetall Neodym. © RHJ/ Getty images

Rohstoffe für Zukunftstechnologien: Im schwedischen Kiruna wurde das größte Vorkommen von Seltenen Erden in Europa entdeckt. Mehr als eine Million Tonnen an Seltenerdoxiden könnten dort im Untergrund vorhanden sein – genug, um Europas Abhängigkeit von China bei diesen für Elektroautos, Windturbinen und andere Technologien nötigen Elementen zu verringern. Allerdings wird es noch zehn bis 15 Jahre dauern, bis der Abbau der im eisenhaltigen Mineral Apatit enthaltenen Seltenerdoxide beginnen kann.

Sie heißen Neodym, Scandium, Ytterbium oder Praseodym und gehören zu den begehrtesten Rohstoffen weltweit. Denn Seltenerdmetalle sind für viele moderne Technologien unverzichtbar. Aus ihnen bestehen beispielsweise die starken Permanentmagnete in den Generatoren von Windkraftanlagen, von Elektromotoren, Lautsprechern und den Laufwerken von Computerfestplatten. Auch für die Akkus von Elektrofahrzeugen werden Seltenerdmetalle benötigt.

Bisher ist Europa bei den Seltenen Erden zu rund 90 Prozent von Importen aus China abhängig. Dort liegen nicht nur die größten Vorkommen dieser Metallrohstoffe, auch fast alle Anlagen für aufwendige Trennung dieser immer als Gemisch im Roherz vorkommenden Elemente stehen dort.

Seltenerd-Vorkommen in Kiruna ist größtes in Europa

Doch nun weckt ein Fund in Nordschweden Hoffnung darauf, dass Europa in Zukunft zumindest einen Teil seines Bedarfs an Seltenerdmetallen selbst decken kann. Denn im nordschwedischen Kiruna hat der schwedische Bergbaukonzern LKAB eine große Lagerstätte von Seltenerdoxiden entdeckt. Das „Per Geijer“ getaufte Vorkommen beginnt in gut 300 Meter Tiefe und liegt mehrere Kilometer nördlich der bestehenden Eisenerzmine von Kiruna.

Nach Angaben von LKAB könnte das neue Selterdvorkommen mehr als eine Million Tonnen Seltene Erden in Form von Seltenerdoxiden umfassen. „Dies ist damit das größte bekannte Vorkommen von Seltenerd-Elementen in Europa“, sagt LKAB-CEO Jan Moström. Die Seltenerdoxide dieser Lagerstätte sind zusammen mit Phosphor in dem eisenhaltigen Mineral Apatit enthalten. Der Abbau dieses Erzes könnte daher gleich mehrere wichtige Rohstoffe liefern: Eisen, den für Dünger wichtigen und weltweit begehrten Phosphor sowie die Seltenerdmetalle. Die Seltenen Erden machen rund 0,2 Gewichtsprozent des Roherzes aus – also rund zwei Kilogramm pro Tonne Erz. 

Kiruna
Lage der Seltenerd-Vorkommen (blau) in Kiruna.© LKAB

Mehr Unabhängigkeit von China

Das Seltenerd-Vorkommen in Schweden könnte Europa damit die Chance geben, diese kritischen Rohstoffe erstmals auf dem eigenen Kontinent zu fördern. Denn bisher werden noch nirgendwo in Europa Seltenerdmetalle extrahiert. Zwar gibt es auch zwei Seltenerdvorkommen auf Grönland, diese wurden bisher wegen der entlegenen, wenig erschlossenen Lage und der damit verbundenen hohen Kosten nicht abgebaut.

Dies ist in Kiruna anders: Dort wird schon seit mehr als 100 Jahren in großem Stil Eisenerz abgebaut, heute ist die Eisenerzgrube von Kiruna eine der größten der Welt und der größte Eisenlieferant in Europa. Die Bergwerke und Anlagen zur Erzaufbereitung sind über mehrere Bahnlinien mit Häfen und mit Anlagen zu Weiterverarbeitung verbunden. LKAB hat bereits damit begonnen, in rund 700 Meter Tiefe einen Stollen vom Eisenerzbergwerk zum neuen Seltenerdvorkommen vorzutreiben. Über diesen sollen die dort vorhandenen Erze beprobt und genauer untersucht werden.

Die in Kiruna entdeckte Menge an Seltenerdoxiden ist zwar im Vergleich zu den chinesischen Vorkommen klein – die größte Lagerstätte in China ist fast 40-mal umfangreicher. Dennoch könnten die in Schweden lagernden Seltenen Erden entscheidend dazu beitragen, Europa unabhängiger von chinesischen Importen zu machen.

Seltenerdvorkommen
Seltenerd-Lagerstätte (blau) im Querschnitt, in orange die bestehende Eisenerz-Mine in Kiruna.© LKAB

Abbau frühestens in zehn Jahren

Allerdings: Bis die Seltenerdmetalle in Kiruna abgebaut werden können, wird es noch mindestens zehn Jahre dauern, wie auch LKAB betont. „Wir haben bisher noch nicht einmal das volle Ausmaß des Vorkommens gesehen und erwarten, dass es noch mehrere Jahre dauern wird, um die Lagerstätte und die Bedingungen für einen profitablen und nachhaltigen Abbau zu erforschen“, erklärte Moström. Auch die nötigen Genehmigungen und der Aufbau entsprechender Anlagen für die Verarbeitung und Aufbereitung der Seltenerdoxide kosten noch Zeit.

Das Bergbauunternehmen hat bereits damit begonnen, Technologien für die Extraktion von Seltenerdmetallen und Phosphor aus dem bei der Eisengewinnung übrigbleibenden Abraum zu entwickeln. Diese im Rahmen des Projekts ReeMAP gewonnen Erkenntnisse können nun beim Aufbau von Anlagen zur Aufkonzentration und Extraktion der Seltenen Erden helfen. Zudem sei man kürzlich eine Kooperation mit der norwegischen Firma REEtec eingegangen, die eine Technologie für die nachhaltige Trennung von Seltenerdmetallen entwickele, so Moström.

„LKAB plant bereits einen Industriepark in Luleå, in dem neue Technologien eine der Kreislaufwirtschaft gerechte Extraktion und Prozessierung von Phosphor, Seltenerd-Elemente und Fluor ermöglichen sollen“, so Leif Boström von LKAB. Allerdings wird es auch dort noch Jahre dauern, bis eine Produktion beginnen kann.

Quelle: LKAB

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