Die einzigartige Natur des Yellowstone Nationalparks in den USA könnte sich bis Ende dieses Jahrhunderts dramatisch verändern. Angeheizt durch den Klimawandel bedrohen zunehmend häufigere Waldbrände die alten Baumbestände des UNESCO-Weltnaturerbes. Das zeigt jetzt eine Studie amerikanischer Forscher.
Sie haben Waldbranddaten aus gut 35 Jahren analysiert und daraus eine Feuer-Vorhersage bis zum Jahr 2100 erstellt. Bisher sind große Brände im stark bewaldeten Yellowstone-Gebiet eher selten. Spätestens ab Mitte des Jahrhunderts aber soll sich dies ändern, sagen die Forscher. Große Feuer, die 200 Hektar Fläche auf einmal verbrennen, seien dann jährlich zu erwarten. Schuld daran ist das zunehmend trockenere, wärmere Klima. „Häufigere Feuer werden für das Gebiet nicht katastrophal sein – Yellowstone wird nicht zerstört – aber sie werden unzweifelhaft zu einem großen Wandel in der Vegetation führen“, sagt die Ökologin Monica Turner von der University of Wisconsin-Madison.
Die bisher von Nadelbäumen dominierte Waldlandschaft werde von offenerem Bewuchs und Buschland abgelöst. Mit den Pflanzen ändere sich auch die Tierwelt und das gesamte Ökosystem. „Uns hat an den Ergebnissen überrascht, wie schnell und umfassend die vorhergesagten Veränderungen durch Feuer im Yellowstone-Gebiet sind“, sagen die Forscher. Die Ergebnisse der jetzt im Fachmagazin „Proceedings of the National Academy of Sciences“ (PNAS) vorgestellten Studie könnten ihrer Ansicht nach auch für andere subalpine Wälder weltweit gelten.
Trend zu mehr Waldbränden bereits messbar
Der Yellowstone Nationalpark ist Teil der Rocky Mountains. Durchschnittlich 2.440 Meter hoch über dem Meeresspiegel liegend, erhalten die Bäume in dieser bergigen Landschaft ihre Feuchtigkeit vor allem vom winterlichen Schnee. In den letzten Jahren haben höhere Temperaturen, eine frühere Schneeschmelze und längere Sommer in diesem Gebiet immer häufiger große Waldbrände ausgelöst.
„Die Wälder in den mittleren Höhenlagen der Rocky Mountains sind besonders sensibel gegenüber der Klimaerwärmung. Zwei Drittel des Anstiegs von großen Waldbränden im Westen der USA gehen auf ihr Konto“, berichten die Forscher. Was dies für die Zukunft dieser subalpinen Landschaften bedeutet, war jedoch bisher unklar.
Feuer-Daten aus 35 Jahren ausgewertet
Für ihre Studie verglichen die Forscher Waldbrand- und Klimadaten aus dem Zeitraum von 1972 bis 1999. Erfasst wurden dabei nur Großbrände mit mehr als 200 Hektar Ausdehnung. Die Wissenschaftler speisten die Ergebnisse der Vergleichsanalyse in drei unterschiedliche globale Klimamodelle ein. Sie simulierten damit die Entwicklung großer Feuer und die Ausdehnung verbrannter Flächen bis zum Ende des 21. Jahrhunderts.
Die Prognosen zeigen, dass es nach 2050 so gut wie kein Jahr mehr ohne Großbrände im Yellowstone Park geben wird. Rund 100.000 Hektar Land könnten jedes Jahr Raub der Flammen werden. Statt 100 bis 300 Jahre dauert es dann nur noch 30 Jahre, bis der gesamte Boden dieses Gebiets einmal vollständig verbrannt ist. Insbesondere für die dominante Küstenkiefer ist dies zu wenig Zeit, um ihren Bestand zu regenerieren.
Hat der Umbau der Ökosysteme durch die Feuer einmal begonnen, lasse sich nicht mehr abschätzen, wie die Entwicklung weitergeht, sagen die Forscher. Die gängigen Modelle seien dann nicht mehr gültig. (Proceedings of the National Academy of Sciences, 2011; DOI: 10.1073/pnas.1110199108)
(Proceedings of the National Academy of Sciences / University of Wisconsin-Madison / dapd, 26.07.2011 – NPO)