Ökologische Zeitbombe: Der Klimawandel wirkt sich nur mit großer Verzögerung auf das irdische Grundwasser aus – dann aber umso gravierender. Denn gerade in trockenen Gebieten reagiert das Grundwasser erst Jahrhunderte bis Jahrtausende später auf Klimaveränderungen, wie Forscher im Fachmagazin „Nature Climate Change“ berichten. Dadurch werden erst kommende Generationen die volle Härte schwindender Wasserressourcen erleben.
Die Wasserversorgung von mehr als zwei Milliarden Menschen weltweit hängt vom Grundwasser ab. Doch diese unterirdische Ressource wird immer knapper. Schon jetzt sind rund ein Drittel der Grundwasser-Reservoire übernutzt, aber nur sechs Prozent der weltweiten Grundwasser-Vorkommen können sich halbwegs schnell regenerieren. Hinzu kommt, dass viele Reservoire zunehmend durch Pestizide, Fracking-Chemikalien, Überdüngung oder Versalzung verunreinigt sind.
Hunderte Jahre Reaktionszeit
Doch das ist nicht alles: Auch der Klimawandel setzt dem Grundwasser zu. Dort, wo es trockener und heißer wird, verringert sich beispielsweise der Wassernachschub von der Oberfläche, gleichzeitig geht mehr Grundwasser durch Entnahme oder Verdunstung verloren. Unklar war jedoch bisher, wie schnell sich Veränderungen an der Oberfläche auf die unterirdischen Wasserreserven auswirken. Das haben nun Mark Cuthbert von der Cardiff University und sein Team mithilfe von hydrologischen Modellen untersucht.
Das Ergebnis: „Das Grundwasser hat oft ein sehr langes hydrologisches Gedächtnis“, berichten die Forscher. „Die Reaktionszeiten liegen im globalen Mittel bei fast 6.000 Jahren.“ Klimawechsel und andere Veränderungen an der Oberfläche schlagen sich in vielen Regionen daher nur sehr verzögert auf die Grundwasser-Vorkommen nieder. „Nur ein Viertel der irdischen Landfläche hat Reaktionszeiten von weniger als 100 Jahren – und damit eine der menschlichen Lebenszeit vergleichbare Zeitskala“, so Cuthbert und sein Team.