Die Hilfsmaßnahmen in Haiti laufen weiter und werden nun auch auf Gebiete außerhalb der Hauptstadt Port-au-Prince ausgedehnt. Trotz teilweise anders lautender Berichte scheinen Plünderungen und Gewalt eher die Ausnahme, die Sicherheitslage gilt als „ruhig“. Dennoch will die UNO mehr Blauhelme in das vom Erdbeben verwüstete Land schicken.
Auch sieben Tage nach dem Erdbeben auf Haiti ist es noch immer schwierig, Zugang und Informationen zu den Gebieten westlich und südlich von Port-au-Prince zu bekommen, die mitten im Epizentrum lagen. Außerhalb der Millionenmetropole Port-au-Prince ist die Gegend mit rund 500 Menschen pro Quadratkilometer relativ dicht besiedelt. Es ist zu befürchten, dass es auch dort viele Tote gegeben hat und die Schäden erheblich sind. Die Hilfsorganisationen haben nun ihre Maßnahmen in diese Gebiete ausgedehnt.
Die Mitarbeiter der Welthungerhilfe vor Ort berichten, sie hätten nicht den Eindruck, dass die Lage in Haiti von Gewalt gekennzeichnet ist. „Die Sicherheitslage ist erstaunlich ruhig, Plünderungen kommen nur sehr vereinzelt vor“, sagt Michael Kühn, Regionalkoordinator der Welthungerhilfe in Haiti. Dennoch wollen die Vereinten Nationen die bisherige Obergrenze für Blauhelmsoldaten in Haiti aufheben und das Kontingent aufstocken. 2.000 weitere UN-Soldaten und 1.500 Polizisten, sowie weitere Truppen der USA sowie anderer Staaten sollen dazu beitragen, Erdbebenopfer und Hilfsmannschaften zu sichern.
„Humanitärer Korridor“ durch die Grenze
„Die Menschen sind immer noch traumatisiert. Sie schildern das erlittene Leid erschreckend emotionslos“, so Kühn. „Trotzdem wollen die Haitianer mit anpacken und tun alles, um sich und andere aus dem Elend zu befreien. Doch ohne Hilfe von außen geht es nicht.“ Die Welthungerhilfe begann gestern mit der Verteilung von Trinkwasser für die Opfer des Erdbebens. Gleichzeitig wurden Nahrungsmittel und andere Hilfsgüter wie Kochutensilien, Hygieneartikel, Decken und Planen in Santo Domingo in der Dominikanischen Republik auf Haushaltgrößen verpackt, damit es bei der Verteilung schneller geht. Die Lastwagen fahren durch einen „humanitären Korridor“ zwischen der Dominikanischen Republik und Haiti, bei dem auf Grenzformalitäten verzichtet wird.