Vor genau 40 Jahren – am 9. Dezember 1982 – trat das bekannteste Forschungsschiff Deutschlands seinen Dienst an: der Forschungseisbrecher Polarstern. Seither hat das Flaggschiff des Alfred-Wegener-Instituts für Polar- und Meeresforschung 1,8 Millionen Seemeilen zurückgelegt – genug für 86 Erdumrundungen. In 130 Expeditionen brachte es Forschende aus aller Welt in die Polargebiete und driftete bei der MOSAiC-Expedition monatelang mit dem Meereis durch die Arktis. Noch ist die Polarstern weiter unterwegs, ihr Nachfolger ist jedoch bereits in Planung.
Kaum ein Forschungsschiff hat so viele neue Erkenntnisse aus den Polarregionen unseres Planeten ermöglicht wie der Forschungseisbrecher Polarstern. Mit ihm haben Forschende hydrothermale Schlote, Kaltwasserkorallen und die Lebenswelten der polaren Tiefsee erkundet, aber auch das Meereis, Eisabbrüche, unterseeische Methanaustritte und explosive Unterwasser-Vulkane erforscht. Von der Küste der Antarktis bis zum Nordpol hat die Polarstern nahezu alles bereist, was es an polaren Gewässern gibt.
Forschungs- und Versorgungsschiff zugleich
Am 9. Dezember 2022 jährt sich die Indienststellung der Polarstern zum 40. Mal. Das Flaggschiff des Alfred-Wegener-Instituts für Polar- und Meeresforschung (AWI) wurde von einem Konsortium der Howaldtswerke-Deutsche Werft in Kiel und Werft Nobiskrug in Rendsburg gebaut und ist seit 1982 auf allen Meeren der Welt unterwegs. Im Laufe seiner mehr als 130 Expeditionen in Arktis und Antarktis war der Forschungseisbrecher für tausende von Wissenschaftlern aus aller Welt Arbeitsplattform, Labor und Zuhause zugleich.
Die besondere Bedeutung der Polarstern liegt auch darin, dass der Eisbrecher Forschungs- und Versorgungsschiff zugleich ist. Ihr großer Frachtraum und Kräne, die selbst tonnenschwere Container oder Pistenraupen, auf eine Eiskante oder Mole hieven können, sind für die Versorgung der deutschen Neumayer-Station in der Antarktis überlebenswichtig. Der verstärkte Rumpf und die kraftvollen Maschinen des Eisbrechers ermöglichen es ihm zudem, tief in vereiste Gewässer vorzudringen.
Von der Antarktis bis zum Nordpol
Als eines der ersten Forschungsschiffe führte die Polarstern regelmäßige Forschungsfahrten und Datenmessungen in antarktischen Gewässern durch und etablierte im Weddellmeer eine Langzeitdatenreihe, die beispielsweise Erkenntnisse über die Tiefenwasserbildung und die Basis der globalen Meeresströmungen liefert. Polarstern-Expeditionen enthüllten auch, wo und wie warmes Wasser unter die Eiszungen der Antarktisgletscher strömt und sie von unten schmelzen lässt.
Auf der Nordhalbkugel war die Polarstern Kernstück der internationalen MOSAiC-Expedition: Ein Jahr lang ließen sich hunderte Forschende mit dem Eisbrecher im Meereis einfrieren und drifteten von Sibirien nach Grönland durch die winterliche Arktis. Dabei konnten Wissenschaftler einzigartige Daten aus der bisher kaum erforschten zentralen Arktis sammeln – einem für Klima, Ozeane und irdische Kreisläufe so wichtigen Gebiet.
Insgesamt hat die Polarstern bisher schon mehr als 1,8 Millionen Seemeilen zurückgelegt – fast 3,5 Millionen Kilometer. Das entspricht rechnerisch nahezu 86 Erdumrundungen auf Höhe des Äquators.
Nachfolger kommt 2027
„Wir lieben unser Schiff Polarstern, was so vielen Menschen ein sicheres Zuhause in extremen Bedingungen gegeben hat, und gratulieren ihr herzlichst zum 40. Geburtstag“, sagt AWI-Direktorin Antje Boetius. Noch ist der Forschungseisbrecher weiter im Dienste der Polarforschung unterwegs, zurzeit in Südgeorgien. Doch ein Nachfolger ist bereits in Planung: Seit Sommer 2022 läuft die europaweite Ausschreibung für den Neubau eines Forschungseisbrechers. Die Indienststellung des Nachfolgeschiffs ist für das Jahr 2027 geplant.
„Damit das AWI auch in den kommenden und für die Zukunft des Planeten entscheidenden Jahrzehnten seinen Forschungsauftrag erfüllen kann, freuen wir uns natürlich nun auch auf eine würdige Nachfolgerin für die Polarstern: Ein modernes Schiff, das unter allen Eisbedingungen in Arktis und Antarktis einsetzbar ist und Wissenschaftlern die Möglichkeit gibt, Beobachtungen und Daten aus den am stärksten vom Klimawandel betroffenen Regionen zu liefern“, sagt Boetius.
Nächstes Ziel der Polarstern ist Kapstadt, Südafrika, wo kurz vor Weihnachten ein neues Forschungsteam zu einer geowissenschaftlichen Expedition im Bellingshausen- und Amundsenmeer aufbrechen und auf der Anfahrt auch die Neumayer-Station III versorgen wird. In Ihrem Heimathafen Bremerhaven soll die Polarstern planmäßig Mitte April 2023 wieder festmachen.
Quelle: Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung