Heuschreckenschwärme sind das Sinnbild der Gefräßigkeit. Fallen sie über einen Landstrich her, so bleibt eine kahle Wüstenei zurück. Bis zu 20.000 Tonnen verschlingt ein Schwarm täglich. Bisher rückte man solchen Schwärmen, die aus mehreren Milliarden Tieren bestehen können, mit der Chemiekeule zu Leibe. Ökologisch und ökonomisch keine optimale Lösung, da die Pestizide giftig sind und ihr Einsatz teuer und aufwändig ist.
Prof. Frithjof Voss vom Institut für Geographie in Berlin bringt im wahrsten Sinne des Wortes Bewegung in die Schädlingsbekämpfung. Wenn es nach ihm geht wird den Vielfraßen bald ein gemütlicher Spaziergang über das Feld zum Verhängnis. Dafür sorgt die bereits patentierte Erfindung von Voss. Es handelt sich dabei um ein senkrechtes, auf Walzen laufendes Gitter, das unter Hochspannung steht. Der inzwischen angefertigte zweite Prototyp hat eine Breite von etwa vier Metern und ist einen halben Meter hoch. "Die Unterkante des Gitters berührt den Boden und die Insekten werden durch, Schatten, Bewegung und das Summen des Gitters aufgeschreckt. Sie fliegen auf und sterben bei Kontakt mit dem Gitter in Millisekunden", erklärt Voss. "Das ist wesentlich schneller als bei Pestiziden, bei denen sich die Tiere stundenlang quälen" zeigt Voss Mitgefühl.
Abfallprodukt: Hühnerfutter
Die Maschengröße des Gitters ist so gewählt, dass besonders größere Insekten, wie Heuschrecken getötet werden. Trotzdem ist die Technik im Moment noch recht unspezifisch. Voss und seine Mitarbeiter überlegen, die Gitter mit Pheromonen zu kombinieren, die nur bestimmte Insekten anlocken. Außerdem arbeiten sie daran Frequenzen zu finden, die Insektenarten gezielt anziehen. "Allerdings weiß keiner, ob das wirklich funktioniert. Aber bei der Forschung ist es ja immer so: 95% sind umsonst, nur die letzten 5 Prozent lohnen sich", sagt Voss. "Bei den Feldversuchen in China haben wir übrigens die toten Insekten aufgefangen und festgestellt, dass sie ein hervorragendes Geflügelfutter abgeben. Sehr proteinhaltig."
(Deutsche Gesellschaft für Geographie, 18.06.2003 – Kirsten Achenbach / DFG-Forschungszentrum Ozeanränder Bremen (RCOM))