Paläontologie

„Hobbit“-Mensch in Indonesien entdeckt

Homo floresiensis lebte parallel zum modernen Menschen

Bild des "Hobbit" von Flores © University Of Wollongong

Ein annähernd vollständiges Skelett einer bislang unbekannten Menschenart sorgt für Aufregung. Es gilt als das vielleicht wichtigste archäologische Fundstück der letzten hundert Jahre. Das Skelett wurde auf der indonesischen Insel Flores entdeckt. Es deutet darauf hin, dass eine Population von “kleinen Menschen” bis vor relativ kurzer Zeit mit dem modernen Menschen koexistiert haben könnte.

Ein Team von indonesischen und australischen Wissenschaftlern hat das Skelett im letzten Jahr in Liang Bua, einer großen Kalksteinhöhle auf Flores, 600 Kilometer von Bali entfernt gefunden. Es handelt sich um eine nur einen Meter große Frau von etwa 30 Jahren, die vor rund 18.000 Jahren starb. Der mit dem Spitznamen „Hobbit“ belegte Fund bildet nun das Referenzexponat für die neue Menschenart Homo floresiensis.

Parallel zum modernen Menschen überlebt

Die dieser neuen Art anatomisch am ähnlichsten sehenden Menschentypen lebten vor fast zwei Millionen Jahren in Georgien, einige Eigenschaften lassen sich bis zu drei Millionen Jahre zurück bis zur „Wiege der Menschheit“ nach Afrika verfolgen. Die jetzt nachgewiesene Existenz des Homo floresiensis noch bis zum Beginn des Ackerbauzeitalters vor rund 10.000 Jahren bedeutet eine zeitliche Überlappung von mehreren zehntausend Jahren mit dem modernen Menschen.

“Es handelt sich um eine neue Menschenart, die tatsächlich neben uns lebte, aber nur halb so groß war wie wir. Sie hatten die Größe eines dreijährigen Kindes, wogen rund 25 Kilogramm und hatten ein Gehirn kleiner als das der meisten Schimpansen”, erklärt Professor Mike Morwood von der Universität von New England, der Leiter des Grabungsteams. „Doch trotzdem nutzten sie bereits Feuer, stellten komplexe Steinwerkzeuge her und jagten Stegodons – eine primitive Elefantenart – und Riesenratten. Wir glauben, dass ihre Vorfahren die Insel mithilfe von Bambusflößen erreicht haben könnten. Alls di4es sind deutliche Anzeichen dafür, dass diese kleinen Menschen trotz ihrer winzigen Gehirne intelligent waren und fast sicher auch eine Sprache hatten.“

Ressourcenarmut und fehlende Räuber förderten Kleinwuchs

Nach Ansicht von Morwood könnte sich der jetzt auf der Titelseite des Journals Nature vorgestellte Fund um die wichtigste Entdeckung eines frühen Hominiden seit mehr als hundert Jahren handeln. Inzwischen sind auch in anderen Teilen von Liang Bua Überreste weiterer “Hobbit-großer” Menschen gefunden worden – ein Beleg dafür, dass es sich hier in der Tat um eine Population und nicht um einen einzelnen Sonderfall handelt. Analysen des Skeletts deuten darauf hin, dass die kleinen Menschen, die von vor rund 95.0000 Jahren bis vor 13.000 Jahren in der Höhle lebten, wahrscheinlich von zuvor eingewanderten Homo erectus-Vorfahren abstammten. „Hunderttausende von Jahren der Isolation auf einer relativ kleinen und ressourcenarmen Insel mit nur wenigen Raubtieren erzeugten eine Selektion für geringere Körpergröße“, erklärt Gert van den Bergh, Paläontologe des Projekt vom Königlich Niederländischen Institut für Meereskunde.

Als Resultat wurde Homo floresiensis zur kleinsten Menschenart überhaupt. Faszinierenderweise gibt es auf der Insel Geschichten von “keinen Leuten“, die andeuten, dass letzte Vertreter dieser Art möglicherweise sogar bis ins 16. Jahrhundert hinein überlebt haben könnten. Zwar sind die jüngsten in der Höhle gefundenen Skelette eindeutig auf ein Alter von mindestens 13.000 Jahren datiert, aber die Forscher schließen nicht aus, dass die Hobbit-großen Menschen dennoch auf der Insel bis vor relativ kurzer Zeit existiert haben könnten.

(University Of Wollongong, 29.10.2004 – NPO)

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