Drei Meter weniger: Nach einer neuen Vermessung ist der höchste Berg Nordamerikas „nur“ noch 6.190,48 Meter hoch. Der Denali in Alaska ist damit heute rund drei Meter niedriger als nach dem bisherigen, seit 65 Jahren geltenden Wert. Der Grund ist jedoch nicht ein Schrumpfen des Berges, sondern allein die heute präzisere Messtechnik per GPS, wie der US Geological Survey mitteilt.
Der Denali – früher Mount McKinley – ist einer der beeindruckendsten Berge der Erde. Denn er ragt relativ isoliert aus dem flacheren Umland Alaskas heraus. Dadurch ist „Der Große“ weltweit der Berg mit den stärksten Höhenunterschieden und einer der klimatisch extremsten. Und nicht nur das: Mit einer Gipfelhöhe von gut 6.190 Metern ist der Denali auch der höchste Berg Nordamerikas und einer der „Seven Summits“ der Erde.
Wie hoch ist der Denali-Gipfel wirklich?
„Kein Ort weckt mehr öffentliche Aufmerksamkeit für seine Höhe als der höchste Gipfel eines Kontinents“, erklärt Suzette Kimball, Direktorin des US Geological Survey (USGS). Deshalb sei es wichtig, hier Klarheit zu schaffen. Doch genau dies ist weniger leicht als man glaubt. Noch bis vor wenigen Tagen galt der in den 1950 bei Vermessungen ermittelte Wert von gerundet 1.193,55 Metern als offizielle Höhe.
Doch im Jahr 2013 weckte eine Radar-Messung vom Flugzeug aus Zweifel daran. Denn die Forscher kamen dabei auf fast hundert Meter weniger. Allerdings: Die Radarinterferometrie gilt zwar als gut geeignet, um Höhenveränderungen der Erdkruste zu ermitteln, beispielsweise durch Erdbeben oder Bodensenkungen. Wenn es um punktgenaue Messungen in steilem Terrain geht, ist sie aber eher ungenau. Um die Diskrepanzen zu klären, hat das USGS daher eine Neuvermessung in Auftrag gegeben.
Mess-Expedition zum Gipfel
Im Sommer 2015 bestiegen dafür vier Wissenschaftler den Denali, im Gepäck die neueste GPS-Technologie. Für ihren Aufstieg benötigten sie neun Tage, dann hatten zwei von ihnen den Gipfel erreicht. Dort suchten sie zunächst den höchsten Punkt des Berges und ermittelten mit einer Sonde die Schneehöhe – 4,14 Meter ergaben die Messungen.
Dann positionierten die Forscher GPS-Empfänger auf Höhe der höchsten Erhebung. Aus Sorge um die empfindlichen Geräte hatte sie diese in speziellen Schaumstoffumhüllungen transportiert, um sie gegen die Kälte zu isolieren. Doch alles ging gut: Die GPS-Sensoren zeichneten einen Tag lang Daten auf, bevor die Forscher die Geräte am nächsten Tag wieder einsammelten.
Vom Ellipsoid zum Geoid
Um aus den vor Ort aufgezeichneten GPS-Werten die tatsächliche Höhe zu ermitteln, ist jedoch noch einiges an Rechnungen nötig. Denn entscheidend für die Berghöhen ist die im jeweiligen Land als Bezugspunkt geltende Meereshöhe. Sie wird unter anderem anhand des Schwerefelds der Erde ermittelt. In diesem Geoid ähnelt unser Planet eher einer zerdellten Kartoffel als einer glatten Kugel.
Das Problem dabei: GPS-Satelliten orientieren sich für ihre Werte an einem vereinfachten Modell der Erdform, dem Ellipsoid. Dieses berücksichtigt zwar die leichte Abplattung der Erde an den Polen, nicht aber die Verformungen, die das Schwerefeld der Erde und damit auch die Meeresspiegel in verschiedenen Regionen aufweisen. Daher mussten die Rohdaten vom Gipfel des Denali erst entsprechend auf das in Nordamerika übliche sogenannte NAVD 88-Bezugssystem umgerechnet werden.
Drei Meter weniger als zuvor
Jetzt aber steht das Ergebnis fest: Der Denali ist seit 2. September 2015 offiziell 6.190,48 Meter hoch – und damit gut drei Meter niedriger als der vorherige Wert. Wie das USGS betont, liegt dies aber nicht daran, dass der Berg geschrumpft ist, sondern allein an der heute präziseren Messtechnik. Fast zeitgleich mit der Umstellung seiner offiziellen Höhe wurde der Berg zudem nun auch offiziell von Mount McKinley in seinen athabaskischen Namen Denali umbenannt.
„Die Höhe des Denali so genau zu kennen, ist wichtig für Geowissenschaftler, Geografen, Flugzeugpiloten, Bergsteiger und auch für die breite Öffentlichkeit“, sagt Kimball. Es sei inspirierend, dass die moderne Technik diesen beeindruckenden Gipfel nun mit einer so hohen Präzision messen könne. „Das ist ein Gefühl, das jeder teilen kann, egal ob man ein Lehnsessel-Entdecker ist oder ein erfahrener Bergsteiger.“
(USGS, 04.09.2015 – NPO)