Geowissen

Hohes Tsunami-Risiko für Iran, Oman und Pakistan

Makran Subduktionszone vor der Küste erweist sich als gefährlicher als gedacht

Die Karte zeigt die Lage und Breite der Makran Subduktionszone und die bisher dort registrierten Beben. Der flache Teil der Zone liegt im Süden unter dem Meeresboden, der tiefste im Norden unter dem Land. © Smith et al. / National Oceanography Centre

Pakistan, der Iran, Indien und Oman sind stärker durch einen Tsunami gefährdet als bisher gedacht. Denn eine tektonische Verwerfung vor der Küste dieser Länder könnte Starkbeben sogar bis zur Magnitude 9 und mehr auslösen. Das zeigen neue Vermessungen dieser im westlichen Indischen Ozean verlaufenden Plattengrenze. Eine dicke Sedimentschicht auf der Verwerfung erhöhe das Risiko für strake Spannungen im Untergrund und ein resultierendes Starkbeben noch, warnt ein britisches Forscherteam im Fachmagazin „Geophysical Research Letters“.

Die sogenannte Makran Subduktionszone zieht sich von Ost nach West durch den westlichen Indischen Ozean und verläuft nahezu parallel zur Südküste des Iran und Pakistans. Ihre Ausläufer reichen bis in den Golf von Persien. An dieser Plattengrenze wird die ozeanische Kruste unter die im Norden angrenzende Kontinentalplatte gedrückt und aufgeschmolzen. Verhakt sich das Gestein dabei, entstehen Spannungen im Untergrund, die sich in Erdbeben entladen. Dabei springt der Meeresboden ruckartig sowohl zur Seite als auch nach oben oder unten und kann so auch Tsunamis auslösen.

Bisher galt die Makran Subduktionszone allerdings eher als wenig aktiv. Die letzten großen Erdbeben liegen bereits rund 60 Jahre zurück, waren allerdings heftig: Im Jahr 1947 erreichte ein Beben die Magnitude 7,3, 1948 sogar die Magnitude 8,1. Da sich aber in der Zwischenzeit kaum etwas tat, vermutete man, dass dort keine Gefahr weiterer schwerer Erdbeben drohte. Das aber erweist sich jetzt als falsche Annahme, wie Gemma Smith von der University of Southampton und ihre Kollegen herausfanden.

Potenzielle Bruchzone ist gefährlich breit

Die Forscher hatten im Rahmen ihrer Studie die Temperaturen untersucht, die entlang der Verwerfung und seitlich davon im Untergrund herrschen. Denn, so erklären sie, die Gefahr eines plötzlichen Bruchs im Gestein sei dann besonders große, wenn die Temperaturen im Untergrund zwischen 150 und 450 Grad Celsius liegen. Anhand der Temperaturverteilung lässt sich zudem ablesen, wie breit die Subduktionszone ist – wie weit sie sich unter den Kontinentrand Asiens schiebt.

„Die thermische Modellierung zeigt, dass sich die potenzielle Bruchzone sehr weit nach Norden erstreckt“, berichtet Smith. Die Subduktionszone sei hier bis zu 350 Kilometer breit, das sei sehr viel im Vergleich zu anderen Plattengrenzen dieser Art. Je breiter eine solche Nahtstelle der Erde aber ist, desto höher ist auch das Risiko für Erdbeben.

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Dickes Sediment verstärkt Risiko

Und noch etwas stellten die Forscher fest: Die Subduktionszone ist von einer ungewöhnlich dicken Sedimentschicht überdeckt. „Das aber bedeutet, dass die tieferen Schichten stärker komprimiert und wärmer sind“, sagt Smith. Während die Platten bei einer nur dünnen Auflage leichter übereinander gleiten können, macht der Druck durch das aufliegende dicke Sediment es wahrscheinlicher, dass sich das Gestein verhakt und sich Spannungen aufbauen. „Vor allem der flacherer Teil der Subduktionszone kann dadurch leichter plötzlich verrutschen und ein Erdbeben auslösen“, erklärt die Forscherin.

„Diese beiden Faktoren zusammen bedeuten, dass wir das Risiko für Starkbeben und Tsunamis in dieser Region bisher stark unterschätzt haben“, warnt Smith. Die Makran Subduktionszone könne jederzeit Beben der Magnitude 8.7 bis 9.2 auslösen. Die Küsten von Pakistan, dem Oman, Iran und Indien sind daher potenziell in Gefahr. Es sei nun wichtig, nach Spuren für frühere, prähistorische Beben zu suchen, damit man besser ermitteln kann, in welchem Rhythmus die Erdbeben an dieser Plattengrenze bisher aufgetreten sind, so die Forscher. Und auch, auf welche Folgen sich diese Region gegebenenfalls vorbereiten muss. (Geophysical Research Letters, 2013; doi: 10.1002/grl.50374)

(National Oceanography Centre, 14.05.2013 – NPO)

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