Down-Syndrom statt neuer Menschen-Unterart: Der Sensationsfund des Homo florensiensis vor rund zehn Jahren ist möglicherweise viel weniger spektakulär als gedacht. Die Besonderheiten des Skeletts lassen sich auch mit dem Down-Syndrom erklären, berichtet ein internationales Forscherteam in den „Proceedings of the National Academy of Sciences“. Demnach handelt es sich nur um Wachstumsstörungen eines einzelnen Individuums, nicht um eine komplett neue Unterart des Menschen.
Der Fund des „Homo floresiensis“ im Jahr 2004 war eine wissenschaftliche Sensation: Auf der indonesischen Insel Flores entdeckte menschliche Skelette deuteten auf eine neue, bis dahin unbekannte Unterart des Menschen hin. Besonders das Skelett mit der Bezeichnung LB1 wies einzigartige Merkmale auf und führte zur Klassifizierung als eigene Art. Dieser kleinwüchsige Mensch soll noch bis vor rund 10.000 Jahren auf dem indonesischen Archipel gelebt haben.
Häufige Entwicklungsstörung erklärt Ausnahmeerscheinung
Eine neu und detaillierte Untersuchung von LB1 stellt den Status des Homo floresiensis nun allerdings in Frage: Wissenschaftler um Robert Eckhardt von der US-amerikanischen Penn State University kommen zu dem Ergebnis, dass LB1 von einem deformiert gewachsenen Homo sapiens stammt. Das Skelett zeigt den Forschern zufolge typische Anzeichen des Down-Syndroms, wie sie auch bei modernen Menschen auftreten. Das Down-Syndrom kommt bei etwa einer von tausend Geburten vor und ist damit die häufigste Entwicklungsstörung.
Die Klassifizierung von LB1 als Repräsentant der eigenen Unterart Homo floresiensis stützt sich vor allem auf zwei ungewöhnlich aussehende Bestandteile des Skeletts: den Schädel und die Oberschenkelknochen. Von allen in der Umgebung gefundenen Skelettfragmenten ist LB1 das einzige, von dem diese Teile erhalten sind – sie könnten also durchaus Ausnahmeerscheinungen sein, anstatt eine ganze Art widerzuspiegeln.