Zwei Tage nach dem verheerenden Hurrikan „Katrina“ wird langsam das ganze Ausmaß der Katastrophe deutlich, die der tropische Wirbelsturm an der Südküste der USA angerichtet hat. Rettungskräfte gehen mittlerweile von mehreren Hundert Toten im Krisengebiet aus. Es könnte zudem Monate dauern, bis die Energieversorgung überall wieder hergestellt ist und die rund eine Million Geflohenen in ihre Heimat zurückkehren können.
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Besonders schlimm betroffen von der Hurrikan-Katastrophe sind die Städte New Orleans und Beloxi. Nachdem sich in New Orleans erste Bewohner bereits wieder auf den Weg in ihre verlassenen Häuser machten, brach ein wichtiger Damm, der die Wassermassen des Lake Pontchartrain von der Metropole fernhält.
Innerhalb kürzester Zeit versanken zahlreiche Straßenzüge der zwei Meter unter dem Meeresspiegel gelegenen Stadt in den Fluten. Mittlerweile sind nach Angaben von Behörden rund 80 Prozent von New Orleans überschwemmt. Die Rettungskräfte fürchten weitere Dammbrüche, die die Lage noch weiter verschlimmern würden.
In und um Beloxi hatte dagegen eine von Katrina ausgelöste neun Meter hohe Flutwelle besonders heftig gewütet. Zahlreiche Anwohner, die aus Angst vor Plünderungen ihre Häuser trotz der Hurrikan-Warnung nicht verlassen hatten, kamen vermutlich ums Leben als die Wassermassen die Gebäude zum Einsturz brachten.
Rettung aus der Luft
In den drei von Überschwemmungen betroffenen Staaten Louisiana, Mississippi und Alabama warten noch immer viele Menschen auf Rettung aus der Luft. Teilweise müssen Helfer sogar Dächer einschlagen um Bewohner, die sich in den oberen Etagen verschanzt hatten, zu befreien und zu evakuieren.
In New Orleans und Beloxi sowie anderen Orten an der Küste des Golfs von Mexiko droht zudem eine humanitäre Katastrophe. Lebensmittel und Trinkwasser werden knapp, die Stromversorgung ist in vielen Orten total zusammengebrochen. Die Rettungskräfte befürchten den Ausbruch von Seuchen nach dem Genuss von verschmutztem Trinkwasser und versuchen die betroffenen Gebiete mit Tankwagen oder per Hubschauber zu versorgen.
Bush soll Klima- und Energiepolitik korrigieren
Unterdessen wurde in den USA und auch in Deutschland der Ruf nach einer Trendwende in der Klima- und Energiepolitik laut. So forderten der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und seine amerikanische Schwesterorganisation Friends of the Earth (FOE) US-Präsident George W. Bush auf, seine bisherige Energiepolitik zu korrigieren und dem Kyoto-Klimaschutzabkommen beizutreten.
Tödlichen Wirbelstürmen wie „Katrina“, Überschwemmungen, Dürren und dem globalen Schmelzen der Eismassen könne nur mit entschiedenen Maßnahmen zur Reduzierung der Treibhausgase begegnet werden. Auch die USA sollten sich dem von der EU vorgezeigten Weg zur Förderung erneuerbarer Energien und zur Energieeinsparung anschließen.
Brent Blackwelder, Präsident von Friends of the Earth USA: „Millionen von Menschen vor allem in ärmeren Ländern leiden seit langem unter den Folgen des Klimawandels. Präsident Bush aber vernachlässigt die Klimapolitik sträflichst. Er subventioniert die Kohle- und Ölindustrie in noch nie da gewesenem Maße und verweigert sich internationalen Klimaschutzabkommen. Für diese Politik zahlen die Menschen auch in unserem Land einen hohen Preis. Will Bush nicht immer öfter Katastrophenalarm ausrufen, muss er die Klimavorsorge endlich ernst nehmen.“
Klimaschutz lohnt sich
Auch für die amerikanische Wirtschaft rechne es sich, mehr in den Klimaschutz zu investieren. Experten schätzen die kommenden Klimaschäden bis 2050 allein in den USA auf über 400 Milliarden US-Dollar, zwanzig Mal mehr als „Katrina“ voraussichtlich kosten wird. Die Kosten zur Vermeidung der Klimaschäden mittels entschlossener Energieeinsparungen und der Förderung erneuerbarer Energien werden hingegen nur auf etwa 140 Milliarden Dollar taxiert.
BUND-Bundesgeschäftsführer Gerhard Timm: „Das so genannte Klimaabkommen, das Bush mit Australien, China und Indien abgeschlossen hat, ist keine Alternative zum internationalen Kyoto-Protokoll. Wir brauchen verbindliche weltweite Reduktionsziele für die Treibhausgase. Präsident Bush muss die Ölförderung in Naturschutzgebieten stoppen und stattdessen alternative Energien fördern. In der europäischen Union und in Deutschland wurden zudem wichtige Schritte zur Steigerung der Energie-Effizienz und für Energieeinsparungen eingeleitet. Dieser Weg muss konsequent weiter verfolgt werden.“
(MMCD/BUND, 31.08.2005 – DLO)