Von wegen marodierende Barbaren: Die vor rund 1.500 Jahren nach Europa drängenden Hunnen waren längst nicht alle kriegerisch. Stattdessen herrschte vor allem im römischen Grenzgebiet an der Donau eine weitgehend friedliche Koexistenz. Lokale Bauern und eingewanderte Reiternomaden glichen sich dort in Lebensweise und Ernährung stark aneinander an, wie Untersuchungen von Gräbern und Toten aus dieser Zeit belegen.
Reiternomaden aus Zentralasien haben für die Geschichte Europas immer wieder eine prägende Rolle gespielt. So stieß der Einstrom der bronzezeitlichen Jamnaja entscheidende kulturelle Entwicklungen an und sogar die indoeuropäische Sprache könnte ihre Wurzeln in Zentralasien haben. Vor rund 1.500 Jahren dann lösten die Reiternomaden die nächste große Umwälzung aus: die Völkerwanderung.
Konfliktgebiet an der Donau?
Unter Attila eroberten die Hunnen weite Teile des Balkans und ließen sich teilweise im Donaugebiet nieder. Von dort fielen sie immer wieder in die weströmischen Provinzen ein. „Diese Angriffe galten als Auslöser für eine Destabilisierung, die letztlich zum Zusammenbruch des weströmischen Reiches führte“, erklären Susanne Hakenbeck von der University of Cambridge und ihre Kollegen.
Doch die von der römischen Elite dominierte Geschichtsschreibung gibt nur wenig Aufschluss darüber, was damals tatsächlich im Grenzgebiet entlang der Donau passierte. Um mehr über das Zusammenleben von Hunnen und lokaler Bevölkerung herauszufinden, haben Hakenbeck und ihre Kollegen nun Grabbeigaben und menschliche Überreste aus fünf spätantiken Gräberfeldern im heutigen Ungarn untersucht.