Verschobene Zugbahn: Der Klimawandel verschiebt die Zugbahn von Hurrikans immer weiter nach Norden. Noch vor 450 Jahren zogen die meisten Wirbelstürme vom tropischen Atlantik aus fast gerade nach Mittelamerika. Seither jedoch biegen immer mehr Hurrikans vorher nach Norden ab und steuern auf die USA zu, wie Forscher im Fachmagazin „Scientific Reports“ berichten. Der Grund dafür ist eine Verschiebung atmosphärischer Strömungen.
Längst mehren sich die Hinweise darauf, dass der Klimawandel auch die Intensität und Bahnen tropischer Wirbelstürme beeinflusst. Studien zeigen, dass Superstürme wie „Sandy“ nicht nur häufiger vorkommen, sie entwickeln ihre größte Intensität auch in höheren Breiten als noch vor Jahrzehnten.
Topfsteine als Klimaarchiv
Jetzt haben Lisa Baldini von der Durham University und ihre Kollegen einen weiteren Effekt des Klimawandels auf Hurrikans entdeckt: Die Verschiebung der globalen Klimazonen hat die Zugbahnen karibischer Wirbelstürme verändert. Für ihre Studie hatten die Forscher die Hurrikanaktivität der letzten 450 Jahren in der westlichen Karibik rekonstruiert.
Die Klimadaten dafür stammen unter anderem aus Stalagmiten der Höhle Yok Balum in Belize. Diese Tropfsteine konservieren ähnlich wie Jahresringe von Bäumen Informationen über Niederschläge und Temperaturen vergangener Zeiten.
Knick nach Norden
Die Analysen ergaben: In Belize ist die Zahl der Hurrikans in den letzten Jahrhunderten zurückgegangen – weil die Wirbelstürme immer häufiger weiter nördlich vorbeizogen. Die Zugbahn der Stürme hat sich allmählich aus der westlichen Karibik in den Nordosten Nordamerikas verlagert, wie die Forscher berichten.
Dadurch ziehen die über den tropischen Atlantik entstehenden Hurrikans jetzt nicht mehr gerade in Richtung Mittelamerika, sondern biegen meist schon vorher nach Norden ab. Als Folge sind vor allem Florida und andere Küstenabschnitte an der US-Südostküste immer häufiger von Wirbelstürmen betroffen.
„New York und Co sollten vorbereitet sein“
Die Ursache für diese Verschiebung sehen die Forscher im Klimawandel: Nach Ende der „kleinen Eiszeit“ im 17. Jahrhundert, und noch stärker nach Beginn der Industrialisierung führte die Erwärmung dazu, dass sich die großräumige atmosphärische Zirkulation in den Tropen veränderte. Dadurch verschieben sich die intertropische Konvergenzzone und die Zone der sogenannten Hadleyzellen weiter nach Norden – und nehmen die Hurrikans sozusagen mit.
Geht der Klimawandel weiter wie bisher, könnte sich dieser Nordwärts-Trend der Hurrikans in der Zukunft weiter verstärken. Damit erhöht sich das Sturmrisiko für die Nordostküste der USA drastisch, warnen die Forscher. New York und andere Großstädte entlang der Nordostküste der USA würden somit immer häufiger von extremen Stürmen heimgesucht werden. „Sie sollten auf mögliche Folgen vorbereitet sein“, sagen Baldini und ihre Kollegen. (Scientific Reports, 2016; doi: 10.1038/srep37522)
(Ruhr-Universität Bochum / Scientific Reports, 28.11.2016 – NPO)