Paläontologie

Ichthyosaurier waren schon warmblütig

„Moderne“ Wärmeregulation verhalf den räuberischen Meeressauriern zu erfolgreicher Beutejagd

Ichthyosaurier (Platypterygius) - künstlerische Darstellung © CNRS

Die großen Raubsaurier der urzeitlichen Meere waren bereits warmblütig, sie konnten ihre Körpertemperatur unabhängig von der Kälte des Meerwassers regeln. Das zeigt eine jetzt in „Science“ veröffentlichte Studie französischer Forscher, in der sie erstmals das Verhältnis von Sauerstoffisotopen im Zahnschmelz als „Thermometer“ nutzten. Die Warmblütigkeit verlieh Ichthyosaurus und Co. die Fähigkeit, auch lange Strecken in kaltem Wasser zu schwimmen und effektiv Beute zu jagen.

Vor 200 bis 65 Millionen Jahren beherrschten die Dinosaurier die Landmassen der Kontinente. In den Ozeanen jedoch regierten andere: gewaltige, räuberische Meeressaurier wie Ichthyosaurus, Plesiosaurus und Mosasaurus durchstreiften das Wasser. Sie jagten Fische, Meeresschildkröten und Belemniten, eine Art urzeitlicher Kalmare. Eine für ihre Lebensweise, Jagdstrategien und Ökologie entscheidende Frage jedoch blieb bis heute offen: Glichen sie in punkto Wärmehaushalt und Temperaturregulation eher den fortgeschrittensten Dinosauriern und heutigen Meeressäugern oder waren sie wechselwarm wie Reptilien und Krokodile?

Sauerstoffisotope als „Urzeit-Thermometer“

Ein französisches Team aus Geochemikern und Paläontologen hat nun diese Frage beantwortet. Die Wissenschaftler von der Universität von Lyon und dem Nationalmuseum für Naturgeschichte nutzten zum ersten Mal das Verhältnis zweier Sauerstoffisotope im Phosphat des Zahnschmelzes als Werkzeug für die Analyse. In den Knochen und Zähnen kaltblütiger Tiere wie beispielsweise Fischen entspricht die Isotopenzusammensetzung genau der des umgebenden Wassers. Je kälter das Wasser, desto höher der Anteil des Sauerstoff 160-Isotops.

Die Wissenschaftler verglichen nun fossile Zähne der drei großen marinen Reptilien, Ichthyosaurier, Plesiosaurier und Mosasaurier mit den Zahnfossilien von Fischen aus der gleichen Zeitperiode und Region. Waren die Saurier ebenfalls kaltblütig, dürften sich die Isotopenzusammensetzungen nicht unterscheiden. Waren sie jedoch warmblütig, sollten deutliche Abweichungen zu erkennen sein.

Ichthyosaurier-Zahn © CNRS

Körpertemperatur höher als Umgebung

Und tatsächlich zeigte sich, dass die Körpertemperaturen der drei Saurierarten unabhängig von der umgebenden Wassertemperatur konstant bei etwa 35 bis 39 Grad Celsius blieben. Demnach hatten die großen Meeresräuber des Mesozoikums bereits eine Wärmeregulation ähnlich der der heutigen Meeressäuger. Die Fähigkeit, unabhängig von den Außenbedingungen eine hohe Körpertemperatur und einen aktiven Stoffwechsel zu erhalten, ermöglichte es ihnen, lange Strecken auch in kaltem Wasser zurückzulegen und schnell und effektiv Beute zu verfolgen und zu jagen. Wann diese Tiere die Warmblütigkeit entwickelten und woher sie ihre Energie nahmen, ist bisher allerdings unklar.

(Centre national de la recherche scientifique (CNRS), 17.06.2010 – NPO)

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