Aufsteigende Kristalle: Im äußeren Erdkern könnte es aufwärts „schneien“, wie Hochdruckexperimente nahelegen. Demnach können im Außenbereich des flüssigen Erdkerns Flocken von siliziumhaltigem Eisen auskristallisieren. Weil diese Kristalle eine geringere Dichte haben als die flüssige Eisenlegierung, steigen sie auf und lagern sich an der Unterseite der Kern-Mantel-Grenze ab. Diese „Schneeschicht“ könnte lokale Anomalien an dieser Grenzschicht zum Erdmantel erklären, wie Forschende in „Nature“ berichten.
Die Kern-Mantel-Grenze ist eine Schlüsselregion unseres Planeten. Denn dort stößt die heiße, flüssige Eisen-Legierung des äußeren Erdkerns direkt an das rund tausend Grad kühlere Mantelgestein. Die Austauschprozesse an dieser Grenze beeinflussen einerseits die Vorgänge im flüssigen Erdkern und den Geodynamo des irdischen Magnetfelds. Andererseits prägt der Wärmetransport vom Kern in den Mantel die Mantelkonvektion und damit den Motor der Plattentektonik.
Doch bisher sind weder die Prozesse an der Kern-Mantel-Grenze noch die genaue Zusammensetzung des flüssigen Erdkerns vollständig erforscht. Das macht es schwer, einige auffallende lokale und regionale Anomalien an dieser Grenze zu erklären.
Erdkern-Analog in der Diamantpresse
Neue Einblicke – und eine mögliche Erklärung für die Anomalien – haben nun Forschende um Suyu Fu von der Arizona State University mithilfe von Hochdruckexperimenten erhalten. Dafür stellten sie in einer Diamantstempelzelle die Bedingungen im Außenbereich des äußeren Erdkerns nach. Als Analog für das Kernmaterial nutzten sie eine Eisenlegierung mit neun Gewichtsprozent Silizium und einem Prozent Wasserstoff. Dies entspricht in etwa dem theoretisch erwarteten Anteil leichterer Elemente im Erdkern, wie das Team erklärt.