Die extremen Hitzewellen von 2015 und 2016 in Indien und Pakistan sind zumindest zum Teil menschengemacht. Denn der Klimawandel hat die Wetterextreme deutlich verstärkt, wie Modellsimulationen von Klimaforschern bestätigen. Während der Hitzewellen erreichten die Temperaturen örtlich Werte von über 50 Grad. Mehr als 4.000 Menschen starben allein 2015 durch die Hitzebelastung.
Schon länger warnen Klimaforscher davor, dass sich Wetterextreme durch den Klimawandel verschärfen werden. Die letzten drei Jahre brachen zudem Temperaturerekorde gleich in Serie – sowohl bei uns als auch in vielen anderen Teilen der Welt. Bereits 2015 ermittelten Wissenschaftler zudem, dass drei Viertel der jüngsten Hitzewellen weltweit auf das Konto des menschengemachten Klimawandels gehen.
Allerdings: Diesen Zusammenhang im Einzelfall für ein bestimmtes Ereignis nachzuweisen, ist noch immer extrem schwierig. Dies erfordert komplexe Modellsimulationen, in denen die exakten Wetterbedingungen zu dieser Zeit einmal mit erhöhten Treibhausgas-Werten und einmal ohne nachgebildet werden.
War nur der El Nino schuld?
Für die Hitzewellen des Jahres 2015 in Indien und Pakistan haben dies nun Michael Wehner vom Lawrence Berkeley National Laboratory und seine Kollegen durchgeführt. Bei der Hitzewelle im späten Mai in Indien kletterten die Temperaturen örtlich bis auf über 50 Grad, im späten Juni in Pakistan wurden fast gleich hohe Werte erreicht. In beiden Ländern zusammen starben als Folge der Rekordhitze und einer stellenweise hohen Luftfeuchtigkeit mehr als 4.500 Menschen und zahlreiche Tiere.
Eine der Ursachen dieser extremen Wetterverhältnisse könnte der El Nino sein: Dieses Klimaphänomen fiel 2015 besonders stark aus und ist dafür bekannt, den Monsun und damit die Wettermuster über Asien zu beeinflussen. Doch die erneuten Hitzewellen im Jahr 2016 – ohne El Nino – und das extreme Ausmaß der Hitzeextreme ließen Wehner und seine Kollegen an ausschließlich natürlichen Gründen zweifeln.
Für ihre Studie führten die Forscher wiederholte Simulationen des indischen und pakistanischen Wetters im Sommer 2015 unter heutigen CO2-Bedingungen und unter den Bedingungen durch, wie sie ohne die anthropogenen CO2-Remissionen herrschen würden.
Zwei Grad mehr durch Klimawandel
Das Ergebnis: „Wir finden eine substanzielle menschengemachte Erhöhung der Wahrscheinlichkeit für die beobachteten Hitzeextreme von 800 bis 10.000 Prozent“, berichten die Forscher. Außerdem lagen die Temperaturen dabei rund zwei Grad höher als sie ohne den menschlichen Einfluss gewesen wären.
Nach Ansicht der Wissenschaftler spricht dies dafür, dass die Hitzewelle ohne den menschengemachten Klimawandel entweder gar nicht aufgetreten oder aber weitaus milder ausgefallen wäre. „Die Beobachtungen deuteten schon auf einen menschlichen Einfluss hin, unsere Simulationen habe dies bestätigt“, sagt Wehner.
Ähnlich in Mitteleuropa
Parallele Studien anderer Forschergruppen zu Hitzewellen des Jahres 2015 in anderen Regionen der Erde, darunter auch in Mitteleuropa, kamen zu ähnlichen Schlüssen: So könnte die sommerliche Hitzewelle und Rekorddürre bei uns in Deutschland ihr Auftreten ebenfalls dem Klimawandel verdanken. Denn auch bei uns ist die Wahrscheinlichkeit solcher Extremereignisse deutlich gestiegen, wie Sebastian Sippel und seine Kollegen feststellten.
Die Studien zu den Wetterextremen des Jahres 2015 wurden in einer Spezialausgabe des Bulletin of the American Meteorological Society veröffentlcioht und sind hier online zu finden.
(DOE/Lawrence Berkeley National Laboratory, 16.12.2016 – NPO)