Mücken, Flöhe, Zecken, Amöben, Spul- oder Bandwürmer – überall da, wo es Leben gibt, finden sich auch Parasiten. Sie leben auf, in und von anderen Lebewesen, oft zum Schaden ihrer Wirte, mitunter aber auch zu deren Nutzen. Die Sonderausstellung „Inmitten Parasiten“ zeigt die faszinierende Welt der kleinen „Mitesser“ noch bis zum 25. September 2005 im Frankfurter Senckenberg-Museum.
Als hoch entwickelte, häufig sehr variable und anpassungsfähige Organismen sind Parasiten eine Spitzenleistung der Evolution. Kein Lebensraum wurde ausgelassen, wenn er ein Mindestmaß an Überlebenschancen bot. „Leben und leben lassen“ ist die erfolgreiche Grundstrategie, die es ihnen ermöglicht „ungestraft“ über einen langen Zeitraum in einem Wirt zu parasitieren und Nachkommen zu produzieren.
Die neue Sonderausstellung im Senckenberg-Museum in Frankfurt stellt einige dieser „Mitesser“ vor, in deren Mitte wir leben oder die wir aus wärmeren Regionen als „Reisesouvenir“ mitbringen. Zahlreiche anschauliche Abbildungen zeigen in mehrfacher Vergrößerung die oft skurril aussehenden Schmarotzer, von denen die Besucher sogar einige unter dem Mikroskop betrachten können. Als Beleg für den Befall durch Eier des Peitschenwurmes ist als besonders Highlight eine Replik der 5.300 Jahre alten „Ötztaler Gletschermumie“ ausgestellt. Neben der Vorstellung der bevorzugten Wirtstiere werden auch die Übertragungswege, die daraus resultierenden Gefahren und Vermeidungsstrategien anschaulich erläutert.
Parasiten sind nicht wählerisch
Vor allem die inneren Organe der Wirtstiere sowie Blutgefäße, Muskeln, Körperzellen, Haut, Drüsen oder Haare stehen im Mittelpunkt des Parasitenlebens. Sie bieten ihnen Wohnung und Nahrung zugleich. Denn abgeleitet vom griechischen „para sitos“ bedeutet das Wort Parasit „Mitesser“ an einer Tafel – mit häufig unangenehmen Folgen für den Wirt. So leiden Millionen von Menschen an parasitär übertragenen Infektionen, die häufig die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen oder sogar zum Tod führen können. In Mitteleuropa machen schätzungsweise 40 bis 50 Prozent der Bevölkerung im Laufe ihres Lebens eine Bekanntschaft mit Parasiten. Aber Parasiten sind keineswegs eine Plage der Neuzeit. Denn schon in fossilen Fundstücken findet man parasitische Mitbewohner und bereits in den antiken Hochkulturen kannte man eine Reihe von Würmern, die Erkrankungen verursachten.
Medizinische Wundermittel
Kontrolliert und gezielt eingesetzt wirken Parasiten jedoch auch als Wund(er)heiler. Seit Jahrhunderten schätzen Mediziner Blutegel, die mit scharfen Kiefern Wunden in die Haut des „Opfers“ schneiden. Spezielle Enzyme verhindern die Blutgerinnung und narkotisieren und ermöglichen einen schmerzfreien „Aderlass“. Auch einige Fliegenmaden erleben gerade ein Comeback. Präziser als ein Chirurg sind sie in der Lage, abgestorbenes Wundgewebe zu entfernen und eine medikamentenfreie Heilung herbeizuführen.
Die Ausstellung greift all diese Facetten des parasitären Lebens auf und belegt – abseits von Furcht und Ekel – vor allem die biologische Vielfalt der Tiere und deren raffinierte Strategien der Wirtsfindung. Zusätzlich zur Ausstellung ist eine Begleitbroschüre im Museumsshop erhältlich, die ein Grundwissen über Parasiten, Übertragungswege und parasitäre Erkrankungen vermittelt.
(Senckenbergische Naturforschende Gesellschaft, 30.08.2005 – AHE)