Der innere Kern der Erde rotiert schneller als der Rest des Planeten. Doch sein Vorsprung dabei ist viel geringer als angenommen: Statt einem Grad pro Jahr verschiebt sich der innere Kern nur um ein Grad pro eine Million Jahre. Diese jetzt in „Nature Geoscience“ veröffentlichte Neuberechnung liefert auch erstmals einen Wert, der sich mit dem Phänomen der Ost-West-Ungleichheiten des inneren Kerns vereinbaren lässt.
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Der innere Kern unserer Erde besteht aus festem Eisen, der äußere aus flüssigem. Im Laufe der Zeit und mit allmählicher Abkühlung des Planeten, wächst der innere Kern durch Ablagerung und Erstarrung von Material aus dem äußeren Kern. Wie die Schichten eines Baumkuchens speichern dabei die Kernschichten bestimmte Eigenschaften. Seismische Messungen zeigen, dass es dabei ausgeprägte Unterschiede zwischen der Ost- und Westseite des inneren Kerns gibt: Während die Osthemisphäre eine schnelle Wellenausbreitung in alle Richtungen erlaubt, wandern Wellen in der die Westhälfte langsamer und nicht in alle Richtungen gleich gut.
Innerer Kern schneller als Struktur erlaubt
Bisherige Untersuchungen haben gezeigt, dass sich der innere Kern schneller dreht als der Rest der Erde: Um rund ein Grad pro Jahr, so die Schätzungen, eilt seine Rotation der der anderen Schichten voraus. Doch diese Rotationsgeschwindigkeit ist eigentlich zu hoch, um die Ost-West-Unterschiede bei der Ablagerung des Eisens aus dem äußeren Kern zu erlauben. Die Unterschiede hätten nicht genügend Zeit, sich in die Struktur einzuprägen. „Das war bisher ein großes Problem, weil diese beiden Merkmale nicht beide existieren können“, erklärt Lauren Waszek, Geowissenschaftlerin der Universität von Cambridge.