Unser Handeln entscheidet: Ein neuer IPCC-Sonderbericht unterstreicht die Bedeutung der Landnutzung, aber auch unserer Ernährungsweise für das KIima. Denn schon eine Umstellung der fleischlastigen und wenig nachhaltigen Lebensmittelproduktion könnte einen Großteil der Emissionen einsparen, die durch die menschliche Landnutzung verursacht werden. Diese ist immerhin für 23 Prozent der weltweiten anthropogenen Treibhausgasemissionen verantwortlich.
Ob durch Ackerbau, Waldrodung oder Bebauung: Der Mensch hat die irdischen Landflächen verändert und geprägt wie vor ihm kein anderes Wesen. Einerseits sorgt dies für den Nahrungsmittel-Nachschub der Weltbevölkerung, andererseits jedoch führen Entwaldung und Übernutzung zu immer stärkerer Degradierung und Erosion der Landflächen. Das aber hat Auswirkungen auf das Klima: Wenn Wälder und andere Vegetation schwinden, sinkt die Fähigkeit der Landökosysteme, CO2 aufzunehmen und zu speichern.
Jetzt unterstreicht ein neuer Sonderbericht des Weltklimarats IPCC erneut, wie eng Landnutzung und Klima miteinander verknüpft sind. Er zeigt auf, wie sich die verschiedenen Formen der Landnutzung auf die Treibhausgasemissionen und das Klimasystem auswirken. Die Forscher erklären aber auch, welche Maßnahmen geeignet wären, um die Erwärmung zu bremsen, ohne dass die Ernährungssicherheit gefährdet wird.
Treibhausgasschleuder und -senke zugleich
„Die Landsysteme spielen eine bedeutende Rolle im Klimasystem: Landwirtschaft, Waldwirtschaft und andere Formen der Landnutzung sind für 23 Prozent der anthropogenen Treibhausgasemissionen verantwortlich“, sagt Jim Skea, Leiter der IPCC-Arbeitsgruppe III. Konkret gingen in der Zeit von 2007 bis 2016 rund 13 Prozent der weltweiten CO2-Emissionen, 44 Prozent der Methanemissionen und 82 Prozent des Lachgasausstoßes aus menschlichen Aktivitäten auf die Landnutzung zurück.
„Gleichzeitig absorbieren die Land-Ökosysteme auch fast ein Drittel der gesamten CO2-Emissionen aus der Nutzung fossiler Brennstoffe und der Industrie“, berichtet Skea. Ob Emission oder Absorption überwiegen, ist dabei je nach Landnutzung und Region verschieden. Doch durch den Einfluss des Klimawandels könnte sich diese Balance deutlich verschieben. Zunehmende Starkregen, Dürren und Waldbrände tragen dazu bei, die Vegetation zu schädigen und die Erosion zu verstärken.
„Der Klimawandel erzeugt zusätzliche Belastungen für Landsysteme, was bestehende Risiken für Lebensgrundlagen, die biologische Vielfalt, die Gesundheit von Mensch und Ökosystemen, Infrastruktur und Ernährungssysteme verschärft“, heißt es im IPCC-Bericht.
Was bringt eine nachhaltigere Land- und Forstwirtschaft?
Wie aber kann man gegensteuern? Theoretisch wären eine weitreichende Aufforstung sowie der Anbau von Energiepflanzen als Ersatz für fossile Brennstoffe eine Möglichkeit. Das Problem jedoch: Ein Großteil der Ackerflächen sind nötig, um die Lebensmittelversorgung der Menschheit sicherzustellen. Sie umzuwandeln, könnte daher zu noch mehr Mangel und Hunger führen. „Es gibt daher Grenzen für den Beitrag von Landnutzungsänderungen zum Klimaschutz“, so das IPCC.
Aber die IPCC-Forscher zeigen auch Wege auf, wie beides sinnvoll kombiniert werden könnte: „Viele Reaktionsmöglichkeiten können auch angewendet werden, ohne um Landflächen zu konkurrieren“, stellen sie klar. Konkrete Maßnahmen wären vor allem eine nachhaltigere Bewirtschaftung von Äckern und Wald und eine Regeneration degradierter Flächen. Aber auch die Aufforstung, der Schutz von Moorböden und ein Vermeiden von Düngemethoden, die die Lachgas-Freisetzung aus Böden fördern, könnten einen Beitrag leisten.
„Das gesamte technische Minderungspotenzial aus Ackerbau und Tierhaltung sowie der Agroforstwirtschaft wird auf 2,3 bis 9,6 Gigatonnen CO2-Äquivalente pro Jahr bis 2050 beziffert“, heißt es im Bericht. Allein diese Maßnahmen könnte demnach schon einen Großteil der rund zwölf Gigatonnen Emissionen aus diesem Bereich ausgleichen.
Ernährung kann viel bewegen
Doch es geht noch alltagsnäher: Einen fast ebenso großen Effekt könnte man durch eine Umstellung der Ernährung erreichen, wie der IPCC-Bericht aufzeigt. Demnach ließen sich allein durch Veränderungen in der Ernährungsweise 0,7 bis 8 Gigatonnen Treibhausgas-Emissionen pro Jahr einsparen. „Einige Ernährungsweisen erfordern mehr Land und Wasser und erzeugen mehr Emissionen von Treibhausgasen als andere“, erklärt Debra Roberts, Leiterin der IPCC-Arbeitsgruppe II. Zu diesen gehört vor allem eine fleischlastige Kost.
Schon der Verzicht auf das tägliche Fleisch könnte daher viel zum Klimaschutz beitragen, wie nun auch der IPCC-Sonderbericht bestätigt. „Eine balancierte Kost aus pflanzenbasierten Lebensmitteln wie Getreiden, Gemüsen und Früchten sowie aus tierischer Nahrung, die nachhaltig in emissionsarmen Systemen erzeugt wurde, sind bedeutende Möglichkeiten zur Bekämpfung des Klimawandels“, konstatiert Roberts.
Gegen die Verschwendung
Einen wesentlichen Beitrag kann aber auch die Verringerung der Lebensmittelverschwendung leisten: Dem Bericht zufolge wird rund ein Drittel der gesamten weltweit produzierten Nahrung verschwendet statt gegessen. Wenn man diesen Anteil verringert, wären ein nachhaltigeres Landnutzungsmanagement, eine höhere Ernährungssicherheit und niedrige Emissionsverläufe möglich, heißt es im IPCC-Sonderbericht.
Quelle: IPCC-Sonderbericht „Klimawandel und Landsysteme„