Überraschender Wandel: Der Fagradalsfjall-Vulkan auf Island erstaunt nicht nur durch seine plötzlich wiedererwachte Aktivität – auch sein Verhalten ist weltweit einzigartig. Denn seine Lavabeschaffenheit änderte sich im Verlauf weniger Wochen so radikal und schnell wie noch nie zuvor bei einer Eruption beobachtet, wie Vulkanologen in „Nature“ berichten. Dies wirft ein ganz neues Licht auf die Magmaströme im Untergrund und die „Nachschubleitungen“ der Vulkane.
Gängiger Lehrmeinung nach speist sich ein Vulkanausbruch aus der Magmakammer des Feuerbergs: Wenn sich dieses Reservoir in der Erdkruste füllt und der Druck durch Magma und vulkanische Gase ansteigen, bahnt sich das vulkanische Material seinen Weg an die Oberfläche – der Vulkan bricht aus. Bis es jedoch soweit ist, dauert es tausende von Jahren, in denen das Magma in dieser unterirdischen Kammer erkaltet, teilweise auskristallisiert und sich mit nachströmendem Magma durchmischt.
Bei der Eruption des Vulkans leert sich die Magmakammer und speist die an der Oberfläche austretenden Lavaströme. Ihre chemische Zusammensetzung spiegelt daher die Bedingungen in der Magmakammer des Vulkans wider und prägt die für jeden Vulkan typische „chemische Signatur“ – so die Annahme.
Eruption nach 800 Jahren
Doch der Ausbruch des Fagradalsfjall im Südwesten Islands widerspricht diesem Szenario, wie Sæmundur Halldórsson von der Universität von Island und sein Team herausgefunden haben. Die Eruption des Fagradalsfjall begann im März 2021, als an diesem rund 40 Kilometer südlich von Reykjavik liegenden Vulkangebiet eine Spalte aufriss und glühende Lava zu speien begann. Teilweise schossen die Lavafontänen dabei bis zu 450 Meter in die Höhe. Es handelte sich um die erste Eruption auf der Reykjanes-Halbinsel seit rund 800 Jahren.