Rituelles Rauschmittel: In einem rund 2.700 Jahre alten Heiligtum in Israel haben Archäologen Reste von Cannabis auf einem Altar entdeckt – es ist der früheste Nachweis von Haschisch im Nahen Osten. Das Kraut mit psychoaktiver Wirkung wurde offenbar mit Viehdung als Brennstoff vermischt und dann auf dem Altar verbrannt. Die Forscher vermuten, dass der berauschende Rauch im Rahmen der Rituale bewusst eingesetzt wurde.
Ob halluzinogene Pilze, rauschfördernde Pflanzen oder Gase aus dem Untergrund: In vielen alten Kulturen spielten psychoaktive Substanzen eine wichtige Rolle. Schamanen nutzten sie für ihre Trance, Heiler betäubten ihre Patienten und in Heiligtümern förderten sie die religiöse Ekstase. Auch von Cannabis ist eine frühe Nutzung unter anderem aus Indien und Afrika bekannt. Im Nordwesten Chinas gaben Menschen vor gut 2.500 Jahren sogar ihren Toten Hanfpflanzen ins Jenseits mit.

Altäre mit dunklen Rückständen
Jetzt belegt ein Fund in Israel, dass auch die Menschen in der Levante die berauschende Wirkung der Hanfpflanze kannten und nutzten. Fundort sind die Ruinen von Tel Arad, einer judäischen Festungsstadt im Beersheba-Tal. Schon in den 1960er Jahren entdeckten Archäologen hier die Überreste eines Heiligtums aus der Zeit um 750 vor Christus. Dieses bestand aus einem Hof mit einem großen Opferaltar sowie einem Raum mit diversen kultischen Objekten und zwei kleineren Altären.
Schon damals war den Archäologen aufgefallen, dass eine Senke in der Oberseite dieser beiden Altäre dunkle Rückstände enthielt. Sie wurden aber zunächst nicht weiter untersucht. Das haben jetzt Eran Arie vom Israel Museum in Jerusalem und sein Team nachgeholt. Sie entnahmen von beiden Rückständen Proben, die sie mithilfe der Gaschromatografie-Massenspektrometrie auf ihre Zusammensetzung hin analysierten.