Glühende Gefahr: Der Sakurajima-Vulkan im Süden Japans steht wahrscheinlich vor einem großen Ausbruch. Denn wie Geoforscher feststellten, strömen Millionen Kubikmeter Magma jährlich in sein unterirdisches Reservoir und heben den Untergrund bereits an. Bis sich der Druck in einer heftigen Eruption entlädt, bleiben den 600.000 Einwohnern der nahen Stadt Kagoshima maximal 30 Jahre, schätzen die Forscher.
Der Sakurajima-Vulkan am Südende der Insel Kyushu ist einer der aktivsten Feuerberge Japans. Er stößt nahezu kontinuierlich Rauch und Asche aus und in kleineren Eruptionen auch Lava. Der letzte große Ausbruch jedoch liegt bereits gut 100 Jahre zurück: 1914 spie er in einer explosiven Eruption 1,5 Kubikkilometer Lava und ließ einen ganzen Küstenstreifen absacken. Kagoshima wurde überschwemmt, 58 Menschen starben.
Ob und wann ein weiterer großer Ausbruch drohen könnte, haben nun James Hickey von der University of Exeter und seine Kollegen erforscht. Sie untersuchten die Oberflächenverformung im Umfeld des Vulkans mittels GPS und kombinierten dies mit weiteren geophysikalischen Daten, um Rückschlüsse auf die Magmabewegungen im Untergrund zu ziehen.
Starker Magma-Einstrom
Das Ergebnis: Die gesamte Region um den Sakurajima-Vulkan hebt sich langsam, weil sich die Magma-Reservoire unter dem Feuerberg füllen. Wie die Forscher ermittelten, strömen rund 14 Millionen Kubikmeter frisches Magma pro Jahr in die unterirische Magmakammer – das ist weit mehr als durch die kontinuierlichen Ausbrüche des Vulkans ausgeglichen werden kann.
Als Folge wächst der Druck im Untergrund. „Wir haben nicht nur festgestellt, wie das Magma in das Reservoir fließt, sondern auch, wie groß dieses inzwischen geworden ist“, sagt Hickey. Jedes Jahr strömt genügend Magma hinzu, um dreieinhalb große Fußballstadien zu füllen. Der Vulkan habe damit das Potenzial für eine große Eruption ähnlich wie 1914 in nicht allzu ferner Zukunft, so der Forscher.
Großer Ausbruch in 25 Jahren
„Beim Ausbruch von 1914 wurden rund 1,5 Kubikkilometer Lava ausgeworfen – das war ein massives Ereignis“, so Hickey. „Aus unseren Daten schließen wir, dass es 130 Jahre dauert, bis der Sakurajima-Vulkan erneut so viel Magma aufstaut – und davon sind jetzt nur noch rund 25 Jahre übrig.“ Nach Ansicht der Vulkanforscher ist es für die Bewohner von Kagoshima daher höchste Zeit, sich auf diese kommende Eruption vorzubereiten.
Die Behörden von Kagoshima haben bereits reagiert: Als Reaktion auf einen etwas stärkeren Ausbruch im August 2015 erstellten sie neue Evakuierungspläne für die Stadt. Nur 50 Kilometer vom Vulkan entfernt liegt das Atomkraftwerk Sendai, das seit 2015 wieder hochgefahren wurde. Inwieweit auch dieses bei einem großen Ausbruch des Sakurajima gefährdet wäre, muss nun ermittelt werden. (Scientific Reports, 2016; doi: 10.1038/srep32691)
(University of Exeter/ University of Bristol, 14.09.2016 – NPO)