Am Fuß des Tempelberges in Jerusalem haben Archäologen einen überraschenden Fund gemacht: Sie stießen auf zwei rund 1.400 Jahre alte Bündel mit Goldmünzen, Gold- und Silberschmuck und einem goldenen Medaillon. Der Schatz stammt aus der Zeit nach der persischen Eroberung Jerusalems und wurde vermutlich von seinen Eigentümern vor ihrer Flucht dort versteckt.
Schon seit längerem führen Archäologen der Hebräischen Universität Jerusalem am Tempelberg in Jerusalem Ausgrabungen durch. Denn südlich des von einer Mauer umgebenen Plateaus liegen Relikte von Gebäuden aus der Zeit des ersten Tempels, der rund 950 vor Christus errichtet wurde. Jetzt allerdings haben die Forscher dort einen sehr viel jüngeren Fund gemacht. In den Überresten eines Gebäudes aus der byzantinischen Ära im frühen 7. Jahrhundert nach Christus stießen sie auf zwei Bündel mit Schätzen, die vermutlich einst jüdischen Bewohnern der Stadt gehörten.
Schmuck für die Tora
Die Bündel enthielten ein Goldmedaillon, auf dem ein siebenarmiger Leuchter, ein zeremonielles Widderhorn und eine Tora-Rolle eingraviert sind. „Das war eine völlige Überraschung“, erklärt Grabungsleiter Eilat Mazar. Der siebenarmige Leuchter ist ebenso wie die Tora ein Symbol des Judentums und deutet darauf hin, dass der Schatz einst jüdischen Bewohnern der Stadt gehörte. Aus dem Fundort geht hervor, dass zumindest eines der Bündel ursprünglich eingegraben wurde.
Die Archäologen vermuten, dass der rund zehn Zentimeter große Medaillon kein am Hals getragenes Schmuckstück war, sondern als Verzierung der Tora, einer Schriftrolle mit Texten des Alten Testaments, diente. Auch zwei kleinere Schmuckstücke, eines aus Gold und eines aus Silber gehören vermutlich zu diesem Toraschmuck. Sollte sich dies bestätigen, würde es sich um den bisher ältesten Fund eines solchen Tora-Ornaments handeln, wie die Forscher berichten.
Bei der Flucht zurückgelassen
Die 36 ebenfalls in einem der Bündel gefundenen Goldmünzen sind erst der dritte Fund von Goldmünzen bei archäologischen Ausgrabungen in Jerusalem. „Die Münzen stammen aus der Regierungszeit verschiedener byzantinischer Kaiser zwischen dem vierten und frühen siebten Jahrhundert“, erklärt Mazar. Während dieser Zeit gehörte Jerusalem zum oströmischen Reich und wurde christianisiert. Während eines Großteils dieser Zeit war es Juden verboten, die Stadt zu betreten.
Zu der Zeit, als diese Wertsachen vergraben wurden, herrschten die Perser über Jerusalem und weite Teile Israels. Viele Juden, die zur Zeit der byzantinischen Herrschaft in Jerusalem geflohen waren, kehrten nach der Eroberung der Stadt durch die Perser im Jahr 614 allmählich zurück. Doch schon wenige Jahre später wurden sie wieder aus der Stadt verbannt – ob wegen Unruhen oder weil der persische Herrscher sich mit Byzanz gutstellen wollte, ist unklar. Vermutlich wurden der jetzt entdeckte Schatz zu dieser Zeit von Flüchtlingen vergraben, rund 50 Meter von der Mauer des Tempels entfernt.
„Möglicherweise war der Schatz einst als Beitrag zum Bau einer neuen Synagoge gedacht“, mutmaßt Mazar. „Aber offensichtlich scheiterte diese Mission. Der Schatz wurde aufgegeben und seine Besitzer kehrten nie wieder zurück, um ihn zu bergen.“ Zusammen mit den Münzen und den Tora-Ornamenten waren in den Bündeln auch goldene Ohrringe, ein goldüberzogenes sechseckiges Prisma und ein Silberbarren gefunden.
(Hebrew University of Jerusalem, 10.09.2013 – NPO)