Geowissen

Junge Geos – Ehrungen

Dissertationspreise für Geographie vergeben

Dr. Martina Neuburger © Martina Neuburger

Der Verband der Geographen an Deutschen Hochschulen (VGDH) hat anlässlich des 54. Deutschen Geographentages in Bern, Schweiz, seine diesjährigen Preise für die besten geographischen Dissertationen Dr. Martina Neuburger von der Universität Tübingen und Dr. Peter Houben von der Universität Frankfurt verliehen. Die jungen Wissenschaftler erhalten die Auszeichnungen in Höhe von jeweils 1.500 Euro für ihre herausragenden Doktorarbeiten in der Anthropogeographie und der Physischen Geographie.

Martina Neuburger bekam für ihre Doktorarbeit mit dem Titel „Pionierfrontentwicklung im Hinterland von Cáceres (Mato Grosso, Brasilien)“ den Dissertationspreis für Anthropogeographie zuerkannt. Sie wollte wissen, was das Verhalten und den Handlungsspielraum der kleinbäuerlichen Bevölkerung an der Nahtstelle zwischen „Zivilisation“ und „Wildnis“ – an der Pionierfront – über die Jahrzehnte hinweg bestimmt: Wie reagieren die Menschen auf politische, gesellschaftliche und wirtschaftliche Veränderungen? Wie verwundbar ist die ländliche Bevölkerung in dieser entlegenen Tropenregion, die von Umweltproblemen und sozialem Zerfall gekennzeichnet ist? Und: Welche Strategien haben die verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen entwickelt, um in der ökologisch labilen Umwelt Amazoniens überleben zu können?

Um Antworten auf diese Fragen zu finden, studierte Martina Neuburger die schwierigen Lebensbedingungen von bäuerlichen Lebensgemeinschaften vor Ort anhand von drei Fallbeispielen. Die Ergebnisse ihrer Forschungen zeigen einerseits, wie komplex die gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und politischen Prozesse sind, die die Entwicklung an Pionierfronten bestimmen. Andererseits fand die Tübinger Geographin heraus, dass die kleinbäuerlichen Gruppen sehr rational auf krisenhafte Faktoren, bestehende Beschränkungen und verfügbare Ressourcen reagieren.

„Die Dissertation gehört aufgrund ihrer vorbildlichen theoretisch-methodischen Fundierung, der umfassenden Quellenauswertung und der hohen Qualität der empirischen Arbeiten zu den herausragenden Studien der deutschen sozialgeographischen Entwicklungsforschung in der Dritten Welt“, sagte Professor Peter Meusburger, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Geographie, in seiner Laudatio auf die Preisträgerin. Die Arbeit zeige überdies, welchen Beitrag die Geographie zur Forschung und Planung in Entwicklungsländern leisten kann.

Kenianische Läufer beim 5.000 Meterlauf in Osaka 2007 © Eckhard Pecher/ CC 2.5

Den Dissertationspreis für Physische Geographie erhielt Peter Houben für seine Doktorarbeit über die Auswirkungen von Klimaänderungen auf das Einzugsgebiet des Flusses Wetter in Hessen seit dem Spätglazial. Houben hat dazu die Ablagerungen der Wetter analysiert und datiert. Aus diesen Daten hat er ein Modell erstellt, das zeigt, wie sich der Fluss entwickelt hat. Es zeigt die Ablagerungen und vor allem die Sedimentationsdynamik in hoher zeitlicher und räumlicher Auflösung. Das Modell erklärt überzeugend die vielfältigen Reaktionen des Systems auf Änderungen im Klima. Neben der Detailgenauigkeit lobte die Jury die hervorragende sprachliche und graphische Darstellung der Arbeit, mit der Peter Houben auf etlichen Gebieten der modernen Gewässermorphologie Neuland betreten habe.

Überreicht wurden die diesjährigen Dissertationspreise des Verbandes der Geographen an Deutschen Hochschulen am 1. Oktober im Rahmen der Schlussfeier zum 54. Deutschen Geographentag in Bern im Kultur-Casino.

(Peter Wittmann, Deutsche Gesellschaft für Geographie, 27.10.2003 – Peter Wittmann)

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