Doppelt getroffen: Kalifornien erlebt nicht nur eine Zunahme der Waldbrände – auch Erdrutsche häufen sich. Denn wenn Starkregen auf die vom Feuer freigelegten Flächen fällt, lösen sich besonders häufig Geröll- und Schlammlawinen. Inzwischen kommt es in Südkalifornien fast jährlich zu einem solchen Post-Feuer-Erdrutsch, wie Forscher ermittelt haben. In Zukunft könnte der Klimawandel dieses Risiko noch erhöhen.
Kalifornien gehört zu den Regionen, die besonders hart vom Klimawandel und seinen Folgen getroffen sind. Zunehmende Hitze und Trockenheit lösen im Sommer und Herbst enorme Brände aus, fast in jedem Jahr erreicht das Ausmaß dieser Feuer neue Rekordwerte. Die meisten Brände entwickeln sich im Herbst, wenn Trockenheit und die starken Santa-Ana-Winde zusammenkommen.
Erdrutschgefahr durch Starkregen nach Bränden
Doch das ist nicht die einzige Naturgefahr: Vor allem in Südkalifornien folgt auf ein Feuer nicht selten ein Erdrutsch. Diese Lawinen aus Schlamm und Geröll lösen sich bei Starkregen von den Hängen, die das Feuer zuvor kahlgefressen hat. Weil der Untergrund dort wegen der fehlenden Pflanzendecke nur noch wenig Halt hat, genügen schon kurze Regengüsse, um die Rutschungen auszulösen.
„Das Risiko für Post-Feuer-Gerölllawinen ist nirgendwo höher als in Südkalifornien“, erklären Jason Kean vom U.S. Geological Survey in Denver und seine Kollegen. Denn dort treffen häufige Feuer, steile Hänge, eine dichte Besiedlung und wiederkehrende Starkregen zusammen. Wie hoch dieses Risiko heute konkret ist und wie es sich mit dem Klimawandel verändern könnte, haben sie nun erstmals untersucht.
Für ihre Studie werteten die Forscher Daten zu Bränden und Wetterdaten aus der Zeit von 1950 bis 2018 aus. Das Zahlenmaterial ergänzten sie um hochauflösende Satellitenaufnahmen, anhand derer sie die Rutschungen nach jeder Feuersaison lokalisieren konnten. Mithilfe eines Modells ermittelten sie dann die Zusammenhänge zwischen Feuer, Starkregen und Rutschungen sowie die Rutschungshäufigkeit.
Im Schnitt einmal pro Jahr
Das Ergebnis: Kleinere Erdrutsche in Brandgebieten treten in Südkalifornien fast einmal im Jahr auf. „Der Grund dafür ist, dass es nicht viel Regen braucht, um diese Rutschungen auszulösen – ein ordinärer Regenguss reicht“, sagt Kean. Große Gerölllawinen, die 40 und mehr Gebäude und andere Bauten zerstören, kommen dagegen im Schnitt alle zehn bis 13 Jahre vor, wie die Auswertung ergab. Das ist in dieser Region etwa so häufig wie ein Erdbeben der Stärke 6,7.
Besonders hoch ist das Risiko für eine solche Naturkatastrophe dann, wenn ein Waldbrand sehr spät im Jahr auftritt, so dass die winterlichen Starkregen direkt danach einsetzen. Dann ist der Boden noch kahl und ungeschützt und auch den Behörden bleibt zu wenig Zeit, um das Gelände nach dem Feuer aufzuräumen und beispielsweise Schutzbauten gegen die Erosion zu installieren, wie die Wissenschaftler erklären.
Klimawandel erhöht das Risiko
Diese Situation könnte sich in Zukunft noch verschärfen. Denn die Feuersaison in Kalifornien hat sich schon jetzt verlängert, so dass die Brände weiter in den Herbst und Winter hineinreichen. Hinzu kommt, dass Klimaprognosen für Südkalifornien einen bis zu 20-prozentigen Anstieg winterlicher Starkregenfällen vorhersagen. Durch diese Kombination muss Südkalifornien künftig noch häufiger mit solchen Doppel-Katastrophen rechnen.
„Wir werden eine längere Brandsaison haben und wenn es dann regnet, fallen mehr Wassermassen – und das ist das perfekte Rezept für solche Post-Feuer-Gerölllawinen“, sagt Kean. Konkret zeigte das Modell einen mittleren Anstieg der Rutschungen auf 110 Prozent, für einige Gebiete sogar eine Verdopplung des Risikos. Gleichzeitig könnte dieser Prognose nach auch das Ausmaß der Geröll- und Schlammlawinen zunehmen.
Die Forscher hoffen, dass ihre Prognosen und Erkenntnisse dazu beitragen, Südkalifornien, aber auch andere Regionen mit häufigen Bränden besser gegen die doppelte Gefahr zu schützen. „Diese Feuer- und Starkregenszenarien sind hilfreich, weil wir dadurch schon weiter vorausschauen können und mehr Zeit haben, entsprechende Pläne zu machen“, sagt Kean. (Earth’s Future, 2021; doi: 10.1029/2020EF001735)
Quelle: American Geophysical Union, U.S. Geological Survey