Der Marsmond Phobos ist wahrscheinlich doch kein eingefangener Asteroid, wie teilweise angenommen. Stattdessen könnte er direkt im Marsorbit aus den Trümmern einer gewaltigen planetaren Katastrophe entstanden sein. Hinweise darauf haben jetzt gleich zwei voneinander unabhängige Studien erbracht. Die geringe Dichte des unregelmäßig geformten Trabanten und seine dem Marsgestein ähnliche Zusammensetzung deuten auf einen Bildungsprozess durch Akkretion von Trümmermaterial hin.
Der Ursprung der Marsmonde Phobos und Deimos, beide nur wenige Kilometer groß und eher unregelmäßig geformt, ist seit langem umstritten. Einer Theorie nach könnten die beiden Trabanten ursprünglich aus dem Asteroidengürtel zwischen Mars und Jupiter stammen und von der Schwerkraft des Mars eingefangen worden sein. Alternative Szenarien gehen davon aus, dass beide Monde sich an Ort und Stelle aus den Trümmern einer vorhergehenden Katastrophe gebildet haben. Die Trümmer könnten entweder von einem großen Einschlag auf dem Roten Planeten oder aber von der Zerstörung eines größeren, früheren Mondes hinterlassen worden sein.
Als Schlüssel zur Entscheidung, welche dieser Theorien zutrifft, gilt die Zusammensetzung der beiden Monde. Frühere Beobachtungen von Phobos in sichtbaren und nah-infraroten Wellenlängen ergaben Daten, die von einigen Astronomen als Anzeichen für die Präsenz von kohlenstoffhaltigen Chondriten gedeutet wurden. Da dieses Material typischerweise bei vielen Asteroiden im mittleren Bereich des Asteroidengürtels gefunden wird, wäre dies ein Indiz für die Asteroiden-Theorie.
Silikate deuten eher auf marsianischen Ursprung hin
Doch jüngste Auswertungen von Daten des Fourier-Spektrometers an Bord der ESA-Sonde Mars Express sprechen nun eher gegen den Chondritenbefund. Sie ergeben keine Übereinstimmung mit einer der bekannten Chondritenklassen und deuten stattdessen eher auf auffällige Ähnlichkeiten mit marsianischem Gestein hin.