Astronomen haben einen neuen erdähnlichen Planeten entdeckt. Der Exoplanet in der Konstellation Löwe ist mit einem eineinhalb mal größeren Radius als die Erde der bisher kleinste seiner Art. Er wurde anhand winziger Taumelbewegungen eines weiteren, größeren Planeten in seinem System nachgewiesen, wie die Forscher im „Astrophysical Journal“ berichten.
Die meisten der rund 280 bisher entdeckten Planeten außerhalb unseres Sonnensystems sind Gasriesen, ähnlich dem Jupiter. Weitaus seltener gefunden wurden kleinere, erdähnliche Planeten, da sie wegen ihrer geringen Größe nur schwer nachweisbar sind. In den letzten Jahren jedoch haben sich die Methoden der Astronomen immer weiter verfeinert, so dass gerade in den letzen Jahren immer mehr so genannte „Super-Erden“ – Planeten zwischen Erdgröße und dem Zehnfachen davon – entdeckt wurden.
Heißer Zwilling im Löwen
Jetzt haben Astronomen des University College London um Jean-Philippe Beaulieu und des Spanischen Forschungsrats (CSIC) einen neuen erdähnlichen Planeten entdeckt. Er befindet sich rund 30 Lichtjahre von der Erde entfernt im Sternbild des Löwen und besitzt zwar die fünffache Masse der Erde, aber sein Radius liegt nur beim Eineinhalbfachen. Damit ist er die kleinste aller bisher entdeckten Super-Erden.
Der GJ 436c getaufte Himmelskörper umkreist seinen Zentralstern Gliese 436, einen roten Zwergstern, in nur 5,2 Erdtagen und vollführt eine Rotation in 4,2 Erdtagen. Durch diese große Ähnlichkeit von „Jahr“ und Rotationsperiode würde ein Tag auf diesem Planeten ungefähr drei Erdwochen dauern. „Berechnungen deuten darauf hin, dass die Temperatur auf diesem Planeten zwischen 127 und 427 Grad Celsius liegen könnte“, erklärt Giovanna Tinetti, Astronomin am University College London. „Aber sie könnte an den Polen auch so niedrige Werte wie 77 Grad erreichen, je nach Art der Atmosphäre.“
„Dieses ist die vierte entdeckte Supererde“, erklärt Beaulieu. „Dieser Planet ist der heiße Zwilling der gefrorenen Supererde OGLE-2005-BLG-390lb, die wir vor zwei Jahren mithilfe des Superlensing entdeckten.“ Bei dieser Methode machen sich die Astronomen zunutze, dass große Massen das Licht dahinterliegender Sterne verzerren. Die beiden restlichen Supererden, Gl 581b und Gl 876d, wurden durch Schwankungen in der Helligkeit des Sterns entdeckt.
Verräterische Schwankungen des Schwesterplaneten
Bei GJ 436c nutzen die Wissenschaftler eine neue Methode. Kleinste Abweichungen in der Umlaufbahn eines bereits bekannten, größeren und weiter innen um den Zentralstern GJ 436 kreisenden Planeten deuteten auf die Präsenz einer weiteren Masse im System hin. Daraufhin analysierten die Astronomen erneut die vorhandenen Messdaten zur Bahngeschwindigkeit des inneren Planeten und identifizierten ein charakteristisches Signal, das auf eine Resonanz eines weiteren, bisher unbekannten Planeten hinwies. Für jede Umkreisung des inneren Planeten, vollendet GJ 436c gerade mal eine.
„Nach der endgültigen Bestätigung wird der neue Exoplanet der kleinste bisher entdeckte sein“, erklärt Ignasi Ribas, Astronom des CSIC und Hauptautor der Studie. „Er ist der erste, der durch die Störungen identifiziert wurde, die er auf einen anderen Planeten seines Systems ausübt. Diese Methode eröffnet einen neuen Weg zur Entdeckung von sogar noch kleineren Planeten in naher Zukunft.“
(University College London, 11.04.2008 – NPO)