Vor rund 3.200 Jahren verschwanden plötzlich viele bronzezeitliche Hochkulturen am Mittelmeer oder erlebten eine Phase der Unruhen und des Niedergangs. Warum, war bisher unklar. Jetzt hat ein belgisch-französisches Forscherteam den Schuldigen ausgemacht: das Klima. Eine 300 Jahre andauernde Trockenperiode setzte Mykene, den Hethitern und den Ägyptern stark zu und machte sie dann zu einer leichten Beute für räuberische Nomadentrupps aus dem Osten, so die Forscher im Fachmagazin „PloS ONE“.
Bis etwa 1200 vor Christus bildete das östliche Mittelmeer eines der Zentren der menschlichen Zivilisation. An seinen Ufern lagen einige der damals fortgeschrittensten Kulturen: In der Ägäis herrschten die Mykener mit ihrem ausgedehnten Netz von Städten. Im Südosten hatten die Hethiter ein großes Reich geschaffen das den Großteil Anatoliens umfasste, dazu den Nordwesten Syriens und den Westen Mesopotamiens. In der Levante profitierten die Küstenstädte Kanaans vom reichen Seehandel und in Ägypten erreichte das Neue Reich seine Blütezeit unter Ramses dem II.
Doch all das fand vor rund 3.200 Jahren ein Ende, die großen Reiche schrumpften, einige zerbrachen und verschwanden dann schließlich ganz. Die Ursache für diese spätbronzezeitliche Krise ist bisher unklar. „Man hat verschiedene, sich teilweise widersprechende Erklärungen vorgebracht, was an diesem Niedergang schuld sein könnte“, erklären David Kaniewski von der Universität von Toulouse und seine Kollegen. Darunter seien Naturkatastrophen wie Tsunamis und Erdbeben, soziale und politische Unruhen oder technologische Innovationen konkurrierender Völker.
Rätsel der marodierenden „Seevölker“
Den Todesstoß erhielten die bereits schwächelnden Kulturen dann offenbar durch ungebetene Einwanderer. Davon berichten unter anderem schriftliche Überlieferungen aus Syrien und Ägypten. Demnach tauchten damals sogenannte Seevölker in den Küstengebieten auf. Diese nomadischen Räuberhorden überfielen Städte und Handelskarawanen und plünderten Siedlungen. „Wir wissen noch immer nicht genau, wer diese Seevölker waren und woher sie kamen“, erklären die Forscher. Auch warum sie damals so hartnäckig attackierten und wohin sie nach dieser Phase der Raubzüge dann plötzlich verschwanden sei unklar.