Potenzierte Bedrohung: Die bisher umfassendste Bestandsaufnahme von Klima-Rückkopplungen im Erdsystem enthüllt nichts Gutes. Denn unter den 41 identifizierten Wechselwirkungen wirken 26 verstärkend auf den Klimawandel, acht weitere haben unklare Effekte, wie die Forschenden in „Science Advances“ berichten. Weil viele dieser positiven Rückkopplungen in Klimamodellen nur in Teilen berücksichtigt sind, könnte die globale Erwärmung in Zukunft noch stärker ausfallen als angenommen – was einen raschen Klimaschutz noch dringlicher macht.
Das Klimasystem der Erde beruht auf einem fragilen Gleichgewicht unzähliger miteinander vernetzter Einflussfaktoren und Kippelemente. Einige dieser Faktoren wirken durch ihre negative Rückkopplung klimastabilisierend, wie die chemische Verwitterung oder das bei steigenden CO2-Werten zunehmende Pflanzenwachstum. Andere verstärken die Erwärmung durch eine positive Rückkopplung, darunter das schmelzende Meereis oder der auftauende Permafrost.

Bestandsaufnahme der Feedbackschleifen
Das Problem: Während einige positive Rückkopplungen im Klimasystem altbekannt und gut erforscht sind, gilt dies lange nicht für alle. „Es ist schwierig, die komplexen Feedback-Verbindungen im Erdsystem akkurat zu modellieren“, erklären William Ripple von der Oregon State University und seine Kollegen. Deshalb lassen sich entscheidende Parameter wie die Klimasensitivität – die Wirkung des CO2-Anstiegs auf die Erdtemperatur – bisher nur als Spanne angeben.
Um das zu ändern, haben Ripple und sein Team nun eine neue Bestandsaufnahme der Rückkopplungen im irdischen Klimasystem durchgeführt. „Unseres Wissens nach ist dies die bisher umfassendste Liste der klimatischen Feedbackschleifen“, sagt Ripple. Besonderes Augenmerk legten die Forschenden dabei auf biologische Rückkopplungen, über die irdische Lebenswelt Einflüsse auf das Klimasystem ausübt. Gerade sie seien bisher unzureichend charakterisiert.