Klima

Klimabilanz 2023: „Alarmstufe Rot“

2023 brach gleich mehrere Klimarekorde und war von Wetterextremen geprägt

Temperaturanomalien 2023
Das Jahr 2023 hat erneut Klimarekorde gebrochen, hier die Temperaturanomalie gegenüber dem 30-Jahresmittel von 1991-2020. © Copernicus Climate Change Service/ ECMWF

Rekordjahr: Ob Treibhausgas-Konzentrationen, Meeresspiegel, Temperaturen an Land und im Meer, Versauerung der Ozeane oder Gletscherschmelze – das Jahr 2023 hat traurige Rekorde bei den wichtigen Kennzahlen des Klimawandels gebrochen, wie eine Bilanz der Weltwetterorganisation WMO zeigt. In all diesen Bereichen lagen die Messwerte im vergangenen Jahr außerhalb des langjährigen Mittels, teils mit deutlichem Abstand. Welche Folgen hat das?

Das Jahr 2023 war von Wetterextremen geprägt, die Chaos und Elend über weite Teile der Erde brachten. Millionen Menschen waren von extremen Hitzewellen, Überschwemmungen, Dürren, Wald- und Buschbränden sowie Tropenstürmen betroffen. Viele verloren ihr Zuhause, ihre Lebensgrundlage oder ihr Leben. Der wirtschaftliche Schaden geht in die Milliarden. Das geht aus der offiziellen Klimabilanz der Weltwetterorganisation (WMO) für 2023 hervor, an der Dutzende Klimawissenschaftler mitgewirkt haben.

Temerpaturentwicklung
Abweichungen der Jahresmitteltemperaturen vom Langzeit-Durchschnitt 1850 bis 2023 (relativ zu 1850–1900). © WMO

Wärmstes je gemessenes Jahr

Ursache der extremen Wetterlagen ist demnach der Klimawandel, der sich spürbar zugespitzt hat und weiter an Fahrt aufnimmt. Zahlreiche Kennzahlen der Klimawissenschaft erreichten im vergangenen Jahr Rekordwerte. So war 2023 beispielsweise – wie schon zuvor prognostiziert – das wärmste je gemessene Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen. Im Jahresschnitt lagen die Lufttemperaturen bei 1,45 Grad Celsius über dem Stand vor der industriellen Revolution (1850-1900).

Zusammen mit den Vorjahren ist 2023 auch Teil der wärmsten je gemessenen Dekade. Dazu beigetragen hat auch das globale Wetterphänomen El Niño, das Mitte 2023 eingesetzt hat. „Noch nie waren wir der 1,5-Grad-Untergrenze des Pariser Klimaabkommens so nahe – wenn auch bislang nur vorübergehend“, sagt WMO-Generalsekretärin Celeste Saulo. „Die WMO-Gemeinschaft weist daher Alarmstufe Rot aus.“ Schon der Sommer und Oktober 2023 erreichten Rekordtemperaturen und laut EU-Klimadienst Copernicus hat die Hälfte der Tage bereits die Schwelle der Erwärmung um 1,5 Grad erreicht oder überschritten.

Erneuter Rekord bei den Treibhausgasen

Doch Rekorde verzeichneten 2023 nicht nur die Temperaturen. „Bei allen wichtigen Indikatoren läuten die Alarmglocken“ sagt UN-Generalsekretär António Guterres. Manche Messwerte stünden nicht nur an der Spitze der langjährigen Aufzeichnungen, sondern sprengten sogar die Skala.

Die CO2-Konzentration in der Atmosphäre hat 2023 ebenfalls neue Rekordwerte erreicht und lag Ende des Jahres bei 419 parts per Million (ppm). Das sind 2,4 ppm mehr als noch 2022, wie der Klimadienst Copernicus ermittelt hat. Damit liegen die CO2-Werte inzwischen um 50 Prozent über dem vorindustriellen Niveau. Der atmosphärische Gehalt des potenten Treibhausgases Methan ist ebenfalls weiter auf 1.902 parts per Billion (ppb) angestiegen.

Marine Hitzewellen im Jahr 2023
Diese globale Karte zeigt das Auftreten von marinen Hitzewellen im Jahr 2023 (Referenzzeitraum 1982–2011). © WMO

Extreme auch bei Wasser und Eis

Rekordverluste gab es hingegen bei den Gletschern sowie den Eisschilden auf Grönland und in der Antarktis, die so stark schmolzen wie noch nie. Und auch die Ausdehnung des antarktischen Meereises erreichte ein spektakuläres Allzeittief: eine Million Quadratkilometer weniger Meereis als im vorigen Rekordjahr.

Zudem haben mehr als 90 Prozent der Weltmeere im vergangenen Jahr eine Hitzewelle durchlaufen. Im Schnitt herrschte 2023 an jedem beliebigen Tag in einem Drittel der Ozeane marine Hitze. „Was wir im Jahr 2023 erlebt haben, insbesondere angesichts der beispiellosen Erwärmung der Ozeane, des Gletscherrückgangs und des antarktischen Meereisverlusts, ist besonders besorgniserregend“, sagt Saulo.

Diese Entwicklungen schädigen wichtige Ökosysteme und Nahrungsketten. 333 Millionen Menschen litten dadurch 2023 unter Nahrungsunsicherheit – doppelt so viele wie noch vor der Corona-Pandemie, so die WMO. Zwar seien Wetter und Klima nicht allein dafür verantwortlich, spielten jedoch eine wesentliche Rolle bei der Welternährung.

Das Klima war in 2023 von Rekordwerten und Wetterextremen geprägt. © WMO

Ausbau der erneuerbaren Energien schreitet voran

Die WMO-Klimabilanz enthält aber auch eine positive Nachricht: Der Ausbau der erneuerbaren Energien schritt 2023 schneller voran als je zuvor in den vergangenen Jahrzehnten. Die Zuwachsrate an installierter Leistung stieg gegenüber dem Vorjahr um 50 Prozent auf jetzt etwa 507 Gigawatt/Jahr an. Das weckt Hoffnungen, dass die angestrebten Ziele bis 2030 erreicht werden können.

In den kommenden Tagen treffen sich erstmals seit der letzten Weltklimakonferenz wieder Regierungsvertreter und Klimaschützer aus aller Welt in Kopenhagen, um über weitere Klimamaßnahmen zu sprechen. Ein Thema werden dann auch die Nationalen Selbstverpflichtungen (NDCs) sein, mit denen sich die Länder zum Klimaschutz verpflichtet haben. Sie sollen schneller umgesetzt und verschärft werden. (State of the Global Climate 2023)

Quelle: World Meteorological Organization (WMO)

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