Nur mäßige Noten im Klimaschutz: Deutschland belegt nur Rang 22 im aktuellen Klimaschutz-Index – Schuld daran ist der Strom aus Kohlekraftwerken. Der Organisation Germanwatch zufolge könnte Deutschland sich jedoch bald wieder in die oberen Ränge vorarbeiten. Einen echten Spitzenreiter im Index gibt es dagegen gar nicht: Keine Nation bemüht sich ausreichend um den Klimaschutz, um einen der ersten drei Plätze zu erreichen.
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Auf dem UN-Klimagipfel 2014 verhandeln seit dem 1. Dezember Regierungsvertreter aus der ganzen Welt über die Zukunft des Klimaschutzes. Die Umwelt- und Entwicklungsorganisation Germanwatch präsentiert zu diesem Anlass den Klimaschutz-Index 2015. Die mittlerweile zehnte Auflage dieses Berichts vergleicht und bewertet die Klimaschutzbemühungen der 58 Nationen mit dem größten Ausstoß an klimaschädlichem Kohlendioxid. Diese sind für insgesamt mehr als 90 Prozent der weltweiten Emissionen verantwortlich. Der Klimaschutz-Index folgt auf den Klima-Risiko-Index, den Germanwatch bereits vergangene Woche veröffentlichte.
Energiewende-Dilemma zerstört Klimabilanz
Die schlechte Nachricht: Deutschland nimmt wie im Vorjahr erneut nur den 22. Platz ein. In den ersten acht Ausgaben des Berichts von 2005 bis 2013 war der deutsche CO2-Ausstoß dagegen immer niedrig genug für einen Platz unter den ersten Zehn. Grund dafür sind steigende CO2-Emissionen aus den deutschen Kohlekraftwerken: „Das sogenannte Energiewende-Dilemma – also der starke Anstieg der Kohleverstromung bei gleichzeitigem Ausbau der erneuerbaren Energien – zerstört bislang Deutschlands Klimabilanz“, erklärt Studienautor Jan Burck von Germanwatch.
Durch das angekündigte Klimaschutzpaket der Regierung habe Deutschland jedoch gute Chancen, im nächsten Klimaschutz-Index wieder einige Plätze zu klettern, so Burck weiter. „Schon jetzt hat die Bundesregierung mit diesem Programm ein Zeichen gesetzt, das in Lima auf ein sehr positives Echo gestoßen ist.“ Dieser Klimaschutzaktionsplan ging jedoch noch nicht in den aktuellen Index ein.
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Weltweit positive Signale
Insgesamt sieht Germanwatch trotz der weltweit weiter wachsenden CO2-Emissionen positive Anzeichen für mehr Klimaschutz. „Ein Jahr vor dem wichtigen Klimagipfel in Paris sehen wir eine Reihe positiver Signale für mehr Klimaschutz weltweit“, sagt Burck. „Das Wachstum der Emissionen verlangsamt sich und die erneuerbaren Energien boomen wegen sinkender Kosten weltweit – vor allem auch in China, dem größten CO2-Emittenten.“
Allerdings seien all die bisherigen Bemühungen noch nicht genug. Da noch immer kein Land genug tut, um das weltweite Limit einer globalen Erwärmung von zwei Grad nicht zu überschreiten, blieben die Plätze 1 bis 3 im Klimaschutz-Index unbesetzt. Auf den Plätzen vier bis sechs und damit an der Spitze des Index folgen die EU-Staaten Dänemark, Schweden und Großbritannien.
Gemischtes Bild bei den EU-Staaten
Die EU gibt jedoch ein gemischtes Bild ab. Staaten wie Bulgarien (Rang 41) und Polen (Rang 40) leisten auf nationaler und EU-Ebene Widerstand gegen mehr Klimaschutz. „Die Klimaziele der EU für 2020 und 2030 reichen nicht aus, um unter dem Zwei-Grad-Limit zu bleiben. Wir brauchen im kommenden Jahr dringend Nachbesserungen.“ sagt Wendel Trio von der Klimaschutz-Organisation CAN Europe.
Die Germanwatch-Mitglieder hoffen darum auf ein klares Signal an Investoren, Nationalstaaten und Bürger auf dem geplanten Klimagipfel von Paris 2015, im Gegensatz zum als schwach empfundenen Ergebnis der Klimakonferenz in Kopenhagen 2009.
Außerhalb der EU verbesserten sich vor allem Marokko (Rang 9) wegen seines großen Engagements beim Ausbau der erneuerbaren Energien und Mexiko (18) wegen sehr guter Noten für die internationale Klimapolitik. Schlusslichter unter den Industrienationen sind Kanada (Rang 58) und Australien (60). Die neue konservative australische Regierung hat alle Klimaschutzbemühungen der Vorgängerregierung wieder aufgehoben. Gemeinsam mit Kasachstan (59) und Saudi-Arabien (61) bilden diese Staaten das Schlussquartett im Klimaschutz-Index.
Der vollständige Index (Englisch) liegt bei Germanwatch zum Download bereit.
(Germanwatch, 09.12.2014 – AKR)