Die gewaltigen Höhlenbären lebten einst in fast ganz Europa, doch dann starben sie aus. Warum war bisher unklar, jetzt jedoch haben Wissenschaftler herausgefunden, dass ihr Aussterben nicht nur früher stattfand als bisher angenommen, sondern auch zeitgleich mit einer ausgeprägten Abkühlung des Klimas.
Höhlenbären waren noch vor 40.000 Jahren in Europa extrem häufig, in einigen Höhlen zwischen Spanien und dem Ural entdeckten Paläontologen Knochen von gleich tausenden dieser Tiere, die vermutlich während ihres Winterschlafs gestorben waren. Mit bis zu 1.000 Kilogramm Körpergewicht und einer Größe von 3,5 Metern übertrafen sie die größten Vertreter der heutigen Bären, die Kodiaks und Braunbären deutlich. Doch seit dem ersten Fund von Höhlenbärenknochen vor rund 200 Jahren ist unklar, wann und warum Ursus spelaeus ausstarb.
13.000 Jahre früher ausgestorben
Bisher galt als vorherrschende Lehrmeinung, dass die letzten Vertreter dieser Art noch bis vor 15.000 Jahren überlebten, doch eine neue Studie von Martina Pacher von der Universität Wien und Professor Anthony J. Stuart vom Natural History Museum in London und der Universität von Durham widerlegt diese Annahme nun. Aus neuen Datierungen und bereits existierenden Aufzeichnungen von Radiokarbonmessungen entwickelten sie eine Chronologie des Höhlenbären-Aussterbens, die den Zeitpunkt des endgültigen Verschwindens dieser Tierart auf vor 27.800 Jahren festlegt – rund 13.000 Jahre früher als bisher angenommen.
„Unsere Arbeit zeigt, dass der Höhlenbär von der Megafauna, die während der letzten Eiszeit ausstarb, einer der ersten war“, erklärt Pacher. „Die anderen Tierarten verschwanden erst nach und nach innerhalb der letzen 15.000 Jahre.“
Tod aus Nahrungsmangel?
Die neue Datierung gibt auch einen Hinweis auf die mögliche Ursache des Aussterbens: Denn zu jener Zeit kühlte sich das Klima plötzlich stark ab. Diese als glaziales Maximum bekannte Phase führte dazu, dass sich die Vegetation in weiten Teilen Europas wandelte – und damit möglicherweise die Hauptnahrung des Höhlenbären knapp wurde. Aus der Anatomie der Schädel, Zähne und dem Knochenkollagen schließen Pacher und Stuart, dass die Ernährung der Höhlenbären vermutlich auf energiereiche Pflanzen spezialisiert war.
„Seine hochspezialisierte Lebensweise, vor allem die Ernährung von energiereichen Pflanzen, und sein verhältnismäßig begrenzter Lebensraum machte ihn anfällig für das Aussterben als sich das Klima abkühlte und seine Nahrungsquelle knapp wurde“, so Pacher. Der Braunbär dagegen, der zu dieser bereits existierte, war damals nicht nur in Europa, sondern auch in Nordasien verbreitet und hat bis zum heutigen überlebt. Was ihm genau den Vorteil verschaffte, ob die Nahrungsvorlieben, andere Überwinterungsstrategien oder die geographische Verbreitung, müssen weitere Forschungen klären.
(Natural History Museum London, 26.11.2008 – NPO)