Hitzewellen, Dürren oder Jahrhunderthochwasser – diese Wetterextreme werden wohl bald neue Normalität sein. Denn eine Erwärmung von 1,5 – 2°C bis 2050 ist nicht mehr zu verhindern, wie der aktuelle Klimabericht der Weltbank bestätigt. Das aber bedeutet, dass Ernteausfälle und andere Klimafolgen schon bis 2050 die Lebensgrundlage von Millionen von Menschen gefährden werden. Es komme nun darauf an, Schlimmeres zu verhindern, warnen die Forscher.
Für den dritten Klimareport der Weltbank haben Forscher des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) untersucht, wie sich die bis heute bereits eingetretene Erwärmung von 0,8°C und eine Erwärmung um 2° und 4°C gegenüber präindustriellen Werten auf Landwirtschaft, Wasserressourcen, Ökosysteme und Küsten in verschiedenen besonders anfälligen Regionen der Erde auswirken werden.
1,5°C bis 2050 sind nicht mehr vermeidbar
„Der Bericht bestätigt, was Wissenschaftler schon länger sagen: Die Emissionen der Vergangenheit haben den Kurs der Erwärmung in den nächsten 20 Jahren bereits festgelegt – unvermeidbar“, erklärt Jim Yong Kim, Präsident der Weltbank. Bis 2050 wird sich die Erdatmosphäre demnach auf jeden Fall um 1,5°C erwärmen, das kann schon jetzt nicht mehr verhindert werden, so der Bericht.
Und die ersten Folgen sind bereits jetzt spürbar: Rekordtemperaturen kommen schon jetzt häufiger vor, die Niederschläge nehmen an manchen Ort zu, die ohnehin trockenen Regionen am Mittelmeer werden trockener. „Die Folgen für die verschiedenen Regionen sind extrem unterschiedlich, zwei Dinge sind in unserem Bericht jedoch sehr klar geworden: Kaum eine Region ist von den Folgen des Klimawandels ausgenommen und das Risiko für die Menschen ist dort am größten, wo mehrere Klimafolgen zusammenwirken“, sagt Christopher Reyer vom PIK.
Ernteausfälle im Nahen Osten und auf dem Balkan
Die Risikoanalysen der Forscher geben Anlass zur Sorge, denn von den Klimafolgen besonders betroffen sind auch viele Konfliktregionen: So werden die sicher kommenden 1,5 – 2°C Erwärmung bis 2050 im Nahen Osten die Häufigkeit von Hitzewellen stark erhöhen, aber auch die normalen Sommertemperaturen ansteigen lassen. Die Folge wären Ernteausfälle von bis zu 30 Prozent in Jordanien, Ägypten und dem Libanon. Die dadurch ausgelösten Probleme könnten die Konflikte in dieser ohnehin instabilen Region weiter verstärken.
Auf dem Balkan steigt die Dürregefahr ebenfalls und dies wird vor allem die Landwirtschaft und Energieerzeugung treffen. Wie die Klimaforscher ausrechneten, könnte es beispielsweise in Makedonien Ernteausfälle bei Mais, Weizen, Gemüse und Wein um bis zu 50 Prozent geben, wenn 2050 die Erwärmung 2°C erreicht. In der Karibik steigt die Wahrscheinlichkeit jährlicher Korallen-Bleichen bereits bei 1,5 -2°C Erwärmung bis 2050, mit Folgen für die Fischerei, den Tourismus und den Schutz der Küsten vor Stürmen.
Permafrost gast Methan aus
Globale Folgen wird dagegen die Erwärmung um 2°C bis 2050 im Norden Russlands haben: Weil durch den Klimawandel der Permafrost auftaut, werden die Methan-Emissionen in dieser Region um 20 bis 30 Prozent ansteigen. Methan aber ist ein 20- bis 30-fach potenteres Treibhausgas als Kohlendioxid, diese neuen Emissionen werden daher den Klimawandel noch verstärken und beschleunigen.
„Der Bericht macht es glasklar, dass wir nicht ungebremst auf den jetzigen Weg weitermachen können“, konstatiert Rachel Kyte, Vizepräsidentin der Weltbank. „Sofortiger und substanzieller technologischer, ökonomischer und institutioneller Wandel und Veränderungen des Verhaltens sind nötig, um den gegenwärtigen Trend umzukehren. Wir brauchen den politischen Willen, dies geschehen zu machen.“
Schlimmeres verhindern
„Dem Klimawandel zu begegnen ist eine Frage der Vernunft, aber auch eine Frage der Gerechtigkeit“, kommentiert auch Hans Joachim Schellnhuber, PIK-Direktor und erster Leitautor des Berichts. Denn die Folgen der globalen Erwärmung werden in den nächsten Jahrzehnten vor allem die treffen, die am wenigsten zum Anstieg der Treibhausgas-Emissionen beigetragen haben: die Armen der Welt.
„Die gute Nachricht ist, dass wir etwas tun können, um das Maß an Klimawandel zu verringern und Wirtschaftswachstum zu fördern, damit wir uns nicht länger auf diesem gefährlichen Pfad bewegen“, so Schellnhuber. Die Forscher appellieren erneut an Politiker in aller Welt, bezahlbare Lösungen wie die Bepreisung von CO2 zu ergreifen, und Maßnahmen zu wählen, die Investitionen hinbewegen zu sauberem öffentlichen Verkehr, saubererer Energie, und zu energiesparenden Fabriken und Gebäuden.
(World Bank / Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung, 24.11.2014 – NPO)