Für ihre Studie untersuchten die Wissenschaftler zunächst, wie sich Wasserknappheit in der Vergangenheit auf die Erträge der globalen Weizenanbaugebiete ausgewirkt hat. Es zeichnete sich ab: In Jahren mit Dürrephasen fielen die Erträge signifikant geringer aus als in Jahren ohne Wasserknappheit. Für die zehn größten Anbauregionen zeigten die Ergebnisse zudem einen Zusammenhang zwischen Ernteeinbußen und einem Anstieg des Weizenpreises.
Bis zu 60 Prozent der Anbauflächen bedroht
Im Klartext bedeutet das: Nehmen Dürren künftig zu, wird Weizen knapp und teuer. Wie wahrscheinlich aber ist das? Um das herauszufinden, berechneten die Forscher, wie sehr Weizenanbaugebiete in Zukunft von Trockenperioden in der Anbauzeit betroffen sein werden. Dabei nutzten sie unterschiedliche Modelle mit drei Klimaszenarien – von einer Begrenzung des Klimawandels durch Klimaschutz bis hin zu einer starken Erwärmung ohne wirksame Klimaschutzmaßnahmen (RCP8.5).
Die Auswertungen verheißen nichts Gutes: Ohne eine massive Abschwächung der Erderwärmung könnten bis zum Ende dieses Jahrhunderts bis zu 60 Prozent der derzeitigen Anbauflächen wiederholt zeitgleich oder unmittelbar nacheinander von extremen Dürreereignissen betroffen werden. Zum Vergleich: Aktuell besteht dieses Risiko für 15 Prozent der Anbauregionen.
Ernährungssicherheit in Gefahr?
„In den Szenarien einer starken und mittleren Erwärmung wird das Ausmaß der von ernster Wasserknappheit betroffenen Flächen wahrscheinlich alles übersteigen, was wir in den vergangenen 100 Jahren jemals beobachtet haben“, konstatieren die Wissenschaftler. Werden die Treibhausgas-Emissionen begrenzt, fallen die negativen Effekte zwar deutlich geringer aus. Doch selbst bei einer Stabilisierung des Klimawandels im Einklang mit dem Pariser Abkommen drohen Probleme, wie Trnkas Team berichtet.
Denn sogar in diesem Szenario wird sich das Ausmaß der Dürren zwischen 2041 und 2070 im Vergleich zu heute verdoppeln. „Dies legt nahe, dass sich die Erderwärmung spürbar auf die Weizenproduktion auswirken wird“, sagt Mitautor Song Feng von der University of Arkansas in Fayetteville. „Ist nur eine Anbauregion betroffen, sind die Folgen geringer. Doch werden mehrere Gebiete gleichzeitig von Dürren heimgesucht, kann das die globale Produktion und die Preise beeinflussen und so die Ernährungssicherheit gefährden.“
Regionen in Europa besonders betroffen
Die Studie zeigt, dass nicht alle Weizenregionen gleichermaßen von dem Dürreproblem betroffen sind: Während es zum Beispiel in Südamerika kaum zu Veränderungen kommt, wird sich die Situation in den Anbauregionen Europas verschärfen – vor allem im Mittelmeerraum. Doch auch Deutschland könnte die Folgen zunehmender Dürren auf Dauer zu spüren bekommen, wie der nicht an der Untersuchung beteiligte Friedrich Longin von der Universität Hohenheim betont.
„Noch sind die Erträge und Flächen des Weizenanbaus so hoch, dass wir Weizen exportieren. Allerdings kann die zunehmende Hitze und Trockenheit auch Deutschland mittelfristig zu einem Weizenimportland machen, was den weltweiten Weizenhandel verschärfen würde“, so der Agrarwissenschaftler.
Suche nach Lösungsansätzen
Deutschland und andere Länder in Europa würden als eine der hauptbetroffenen Regionen überdurchschnittlich von erfolgreichen Klimaschutzmaßnahmen profitieren, wie Trnka und seine Kollegen erklären. Was aber lässt sich abgesehen von verstärkten Klimaschutzbemühungen noch gegen die drohenden Weizenengpässe unternehmen?
Weil das Getreide im Vergleich ohnehin bereits recht wenig Wasser benötigt, werden andere Nahrungspflanzen als Alternative wohl keine Lösung sein. Stattdessen empfehlen Experten, durch Maßnahmen wie Bewässerung oder der Verlegung von Anbaugebieten auf die Klimaveränderungen zu reagieren – das allerdings wird nicht überall möglich sein. Aus diesem Grund forschen Wissenschaftler intensiv an Weizensorten, die Trockenheit und Hitze besser aushalten als das heute angebaute Getreide. (Science Advances, 2019, doi: 10.1126/sciadv.aau2406)
Quelle: AAAS/ University of Arkansas
26. September 2019
- Daniela Albat