Der Klimawandel steht auf Rang 1 der zehn größten Herausforderungen an die Weltgemeinschaft. So lautet jedenfalls die Einschätzung des renommierten Millennium Institute aus Arlington, USA in einem neuen Bericht, der am 1. August 2009 vorgestellt wurde. An erster Stelle nennt der Bericht die globale Erwärmung und hierbei insbesondere die Folgen für Afrika.
Zwei Grad noch in diesem Jahrhundert
Schon im Februar und April 2007 warnte der Weltklimarat (IPCC) in den ersten beiden Teilberichten des 4. Sachstandsberichts – wissenschaftliche Erkenntnisse und regionale Folgen des Klimawandels – vor den dramatischen Konsequenzen für den afrikanischen Kontinent, falls die Erwärmung wie erwartet zunimmt. Noch in diesem Jahrhundert erwarten die Klimaforscher einen durchschnittlichen Anstieg der Temperaturen um zwei Grad Celsius gegenüber 1990 in weiten Bereichen des Kontinents.
Folgen dieser Temperaturentwicklung wären eine Halbierung der Ernteerträge und eine rasch weiter zunehmende Wüstenbildung. Die grüne Welle, die Ausbreitung des Regens vom Äquator aus, zieht sich seit den sechziger Jahren Jahr für Jahr stärker nach Süden zurück. Zugleich wird in Zentralafrika der Urwald im großen Umfang abgeholzt. Naturschätze und Rohstoffe vieler Länder sind Objekt der Begierde großer Staaten, insbesondere Edelmetalle und mineralische Ressourcen. Afrika ist von einem neuen, von einem ökologischen Kolonialismus bedroht.
Verlierer Afrika
Afrika gilt ohnehin schon als der Verlierer des 20. Jahrhunderts. Ende der sechziger Jahre litten dort rund 60 Millionen Menschen an Hunger und Unterernährung. Heute sind es bereits 230 Millionen. Insgesamt werden in Afrika 380 Millionen Arme gezählt. Statistisch hatten sie 2005 nur 50 Cent pro Jahr zur Verfügung. Die Wirtschaftskrise trifft vor allem Schwarzafrika besonders hart. Dort bündeln sich wie in einem Brennglas die Folgen der Ungleichheit und des Klimawandels.
„Afrika ist das Armenhaus der Erde“, erklärt der parlamentarische Staatssekretär im Bundesumweltministerium Michael Müller. „Afrika ist der einzige Kontinent, auf dem mit Ausnahme der fünf nördlichen Länder die Sozial- und Gesundheitsdaten auch in den letzten Jahren nach unten wiesen, obwohl die Wachstumsraten 5,5 Prozent pro Jahr erreichten. Die Verteilung ist extrem einseitig.“
Experten prognostizieren für die nahe Zukunft einen immer stärker werdenden Strom von Flüchtlingen aus den Armengebieten des schwarzen Kontinents. Der Klimawandel wird diese Welle noch verstärken. „Vor allem die Europäer werden massiv betroffen sein, wenn es, wie absehbar, zu massiven Flüchtlingsbewegungen kommt“, so Müller. „Die Frontex, die europäische Polizei zur Verhinderung einer großen Flüchtlingswelle, kann dagegen nichts ausrichten. Zumal sie die Probleme nicht an den Wurzeln anpackt. Auch deshalb muss die Klimakonferenz in Kopenhagen ein Erfolg werden. Es gilt, künftige Klimakriege zu vermeiden.“
(BMU, 03.08.2009 – NPO)