Die starke Abnahme des Kabeljaubestandes besonders in der südlichen Nordsee wird nicht nur von der Fischerei sondern auch von der globalen Erwärmung verursacht. Dies haben jetzt Wissenschaftler vom Forschungsinstitut Senckenberg entdeckt.
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Wie die Forscher um Wulf Greve in der Zeitschrift ICES Journal of Marine Science berichten, legt der Kabeljau seine Eier bei hohen Wintertemperaturen zu früh. Die Larven verhungern deshalb, weil nicht genügend Beute zur Verfügung steht. Die globale Erwärmung und die Zunahme der Westwinde im Winter haben die Lebensbedingungen in der Nordsee nach Meinung der Wissenschaftler entscheidend verändert.
Das zeitliche Auftreten von jährlich wiederholten Ereignissen, den so genannten Phänophasen, wird in der Phänologie untersucht. Ein bekanntes Beispiel aus unseren Hausgärten ist die wechselnde Periode des Aufblühens von Forsythien im Frühling. Greves Team hat seit 31 Jahren an jedem Montag, Mittwoch und Freitag bei Helgoland gemessen, welche Zooplanktonarten wie häufig sind. Auch die seit 1990 gemessenen Fischlarven gehören zum Zooplankton.
Nachwuchs kommt zu früh
Das Datenmaterial erlaubt nun die Berechnung des Einflusses, den die Wintertemperatur auf die Phänophase „Saisonmitte“ bei den Nordseefischen hat. Dabei hat jede Fischart ihren eigenen engen Vorkommenszeitraum, in dem die Larven beobachtet werden. Während die erwachsenen Fische alle ganzjährig in der Nordsee vorkommenden Temperaturen tolerieren, ist das Vorkommen der Fischlarven abhängig von der Eiablage. Diese wiederum ist das Ergebnis der Reifung der Gonaden/Keimdrüsen, die ihrerseits von der Wassertemperatur beeinflusst wird.
Im kalten Jahr 1996 wurde beispielsweise die Masse der Kabeljaularven Mitte April gemessen, im warmen Jahr 1990 aber schon Mitte Februar. Zu dieser Zeit sind die Ruderfußkrebse, von denen die Larven sich ernähren, jedoch auf dem Minimum ihres Jahresvorkommens. Die Kabeljaularven verhungern und der Nachwuchsjahrgang wird schwach.
Die jetzt von Greve vorgestellten Ergebnisse zum Temperatureinfluss auf das Vorkommen der Fischlarven sind besonders wichtig zum Verständnis auch wirtschaftlicher Auswirkungen zukünftiger globaler Erwärmung.
(idw – Forschungsinstitut und Naturmuseum Senckenberg, 21.10.2005 – DLO)