Der Klimawandel hinterlässt auch in den Abläufen und Wechselwirkungen der Natur bereits deutliche Spuren. Das Bundesamt für Naturschutz (BfN) schlägt daher Alarm und fordert verstärkte Klimaschutzanstrengungen.
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Jeder merkt es bereits: Der Winter fiel weitgehend aus, das Frühjahr startete viel zu warm und zum Wochenende werden sommerliche Temperaturen erwartet. Sogar vor Waldbränden wird auf Grund der anhaltenden Trockenheit in weiten Teilen Deutschlands schon gewarnt. „Auch der Kalender der Natur, wie wir ihn kennen, gerät durch den Klimawandel mehr und mehr durcheinander,“ erklärte der Präsident des Bundesamtes für Naturschutz (BfN) Professor Hartmut Vogtmann anlässlich der warmen Temperaturen: „Doch Sonnenschein und Wärme so früh im Jahr haben auch ihre Schattenseiten, und die sind jetzt schon abzusehen.“
So schön es auch sei, dass südländische Schmetterlinge, wie Admiral und Taubenschwänzchen, vielerorts den milden Winter überlebt haben und früh blühende Gartenpflanzen besuchen, auch Zecken seien jetzt schon unterwegs und verbreiten Borreliose und Hirnhautentzündung. Eine verlängerte „bunte Jahreszeit“ etwa durch den mittlerweile fast zwei Wochen frühere Forsythienblüte ist attraktiv, doch Allergiker leiden dadurch bereits Anfang April massiv unter Pollenflug von Erle und Birke. So exotisch die „vorverlegte“ Laichzeit von Kröten und Fröschen wirken mag, werden doch gerade unsere heimischen Amphibien vom eingeschleppten, wärmeliebenden Amerikanischen Ochsenfrosch dezimiert.
Und so sehr uns die früher zurückkehrenden oder nun selbst im Winter in Deutschland verbleibenden Zugvögel, wie Hausrotschwanz, Zilpzalp oder Nachtigall erfreuen, müssen sich doch Gartenbesitzer, Land- und Forstwirte wahrscheinlich früher auf ein Mehr an Plagegeistern und Schädlingen, wie zum Beispiel Stechmücken und Borkenkäfer einstellen.
Langfristige Auswirkungen bisher unklar
Nach Auskunft von Vogtmann ist bislang unklar, wie sich derartige Veränderungen im jahreszeitlichen Ablauf auf Lebensgemeinschaften von Wildtieren und -pflanzen auswirken. Dringend erforderlich sind daher Untersuchungen, um vorhersagen zu können, in welchem Umfang sich etwa das Ansteigen der Temperatur auf die Wechselbeziehungen beispielsweise zwischen Insekten und Futterpflanzen, Raub- und deren Beutetieren oder verschiedener Pflanzenarten an einem Standort, auswirken.
„Wir dürfen diese eindeutigen Signale aus der Natur auf keinen Fall ignorieren. Naturschutz und Klimaschutz sind eng miteinander verknüpft: Zum einen kann ein rasanter Klimawandel zu einem weltweiten Verlust der Artenvielfalt und Lebensräumen führen, zum anderen sind beispielsweise intakte Wald-Ökosysteme wichtige natürliche Klimaschützer. Wir müssen daher unsere nationalen und internationalen Anstrengungen zum Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen und des Klimas weiter verstärken“, fordert deshalb BfN-Präsident Vogtmann.
(Bundesamt für Naturschutz, 16.04.2007 – NPO)