In Deutschland sprechen nicht nur ökologische, sondern auch wirtschaftliche Argumente gegen Investitionen in Kohlekraftwerke. Zu diesem Ergebnis kommt der WWF in einer Analyse, die mögliche Investitionsstrategien von Energiekonzernen am Beispiel der RWE (Rheinisch Westfälische Elektrizitätswerke) unter die Lupe nimmt.
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„Bei einer anspruchsvollen Klimapolitik, ist die Gefahr durch Investitionen in Kohlekraftwerke, Milliarden in den Sand zu setzen, deutlich größer als bei emissionsarmen Gasturbinen“, betonte Regine Günther Leiterin des Referats Klimaschutz und Energiepolitik beim WWF Deutschland. Die Studie „Das europäische Emissionshandelssystem als Herausforderung für die Investitionsstrategie von RWE“ wurde am Mittwoch auf einer Veranstaltung der Heinrich-Böll Stiftung in Berlin vorgestellt.
Der wachsende CO2-Ausstoß der Stromversorger stelle die Fortschritte im Klimaschutz zunehmend in Frage. In Deutschland stiegen die Emissionen der Kraftwerke von 1999-2002 um jährlich zwei Prozent, was einer Erhöhung um 6,3 Millionen Tonnen pro Jahr entspricht. Allein die RWE-Kraftwerke blasen jährlich 145 Millionen Tonnen und damit rund zwölf Prozent der deutschen CO2-Emissionen in die Luft. RWE ist der größte Einzelemittent in Europa.
Investitionsentscheidungen haben infolgedessen großen Einfluss auf Erfolg oder Misserfolg der deutschen Klimaschutzpolitik insgesamt. Aus diesen Gründen hat sich der WWF besonders mit dem Essener Konzern auseinandergesetzt. In der jetzt vorgestellten Analyse kommen die Autoren zu dem Ergebnis, dass für RWE eine Strategie gefragt ist, die einen Brennstoffwechsel hin zu weniger kohlenstoffintensiven Energieträgern beinhaltet. Nur so könne selbst ein bescheidenes CO2-Minderungsziel erreicht werden. Ein allein auf Effizienzverbesserungen abzielender Ansatz, auf der die jetzige RWE-Strategie abzielt, sei in Bezug auf jegliche Klimaschutzziele nicht zielführend. Jede Investition in Kohle wie der geplante Bau eines zwei Milliarden Euro teuren Braunkohlekraftwerkes im rheinischen Revier berge aber auch „signifikante Risiken für Betriebskosten und Börsennotierung.“
Der WWF rechnet vor, dass RWE seine Emissionen ohne Mehrkosten bis 2030 um mehr als ein Drittel senken könne, wenn das Unternehmen bei der notwendigen Erneuerung des Kraftwerkparks verstärkt auf Erdgas betriebene Anlagen setzt. Der zeitliche Horizont von konkreten Klimaschutzinstrumenten erzeuge ein Spannungsfeld zu den sehr langlebigen Investitionsprojekten der Stromwirtschaft. Vor diesem Hintergrund finden mit dem Emissionshandelssystem nicht feststehende monetäre Größen für die CO2-Emissionen Eingang in die Investitionsentscheidungen, sondern vielmehr Erwartungen zu den zukünftigen Entwicklungen von Klimaschutz, Emissionshandelssystem und Preisen für CO2-Zertifikate.
(WWF, 27.05.2004 – NPO)