Seit mehr als 500 Jahren ist sie verschollen, die Santa Maria, das Flaggschiff des Christoph Kolumbus. Jetzt könnte ein Unterwasser-Archäologe die Überreste des Schiffes vor der Nordküste von Haiti entdeckt haben. Viel ist vom Wrack zwar nicht mehr übrig, aber Position und Alter der Relikte könnten dafür sprechen, dass die lange Suche nach dem berühmten Wrack beendet ist. Nähere Untersuchungen sollen das nun zeigen.
Am 3. August 1492 segelte Christoph Kolumbus mit drei Schiffen und 120 Mann Besatzung los – gen Indien, wie er glaubt. Knapp zweieinhalb Monate später sichten die Seefahrer schließlich Land, laufen aber kurz darauf mit ihrem Flaggschiff Santa Maria auf Grund. Kolumbus gibt das Schiff auf und lässt aus ihren Holzplanken die erste spanische Siedlung auf Hispaniola bauen, La Navidad. Seither aber ist das Wrack der Santa Maria eine Art heiliger Gral für Unterwasser-Archäologen und Schatztaucher zugleich.
Indizien sprechen für die Santa Maria
Bereits im Jahr 2003 hatten Archäologen an der Nordküste von Haiti Überreste einer Siedlung entdeckt, die sie für Kolumbus‘ La Navidad hielten. Ebenfalls um diese Zeit hatten Taucher auch schon Teile eines Wracks in der Nähe entdeckt, um welches Schiff es sich handelte, blieb jedoch unklar. Um dies zu klären, hatten sich der Unterwasser-Archäologe Barry Clifford und sein Team die Fotografien dieses Wracks noch einmal vorgenommen und selbst einige Erkundungstauchgänge zum Wrack durchgeführt.
Nach Auswertung aller Daten steht ihre Schlussfolgerung nun fest: „Alle geografischen, archäologischen und unterwasser-Topografischen Merkmale sprechen sehr dafür, dass es sich hier um das Wrack von Kolumbus‘ berühmtem Flaggschiff Santa Maria handelt“, konstatiert Clifford. So stimmt der Ort des Wracks in Relation zur Siedlung gut mit den Beschreibungen aus Kolumbus‘ Aufzeichnungen überein, ebenso die Strömungen und die Form des Meeresbodens an dieser Stelle.
Überreste stark geplündert
Allerdings: Eindeutige Beweise gibt es bisher nicht. Denn als die Taucher vor kurzem das Wrack besichtigten, fehlten entscheidende Teile, die die Bestimmung erleichtert hätten. Illegale Schatzsucher hatten Reste von Kanonen und andere charakteristische Überreste, die in den Fotos von 2003 noch klar erkennbar waren, inzwischen gestohlen.
Übrig bleibt nur ein zwölf Mal sechs Meter großer Hügel aus mehr oder weniger stark zerfallenen Wrackteilen auf einem Korallenriff. Eine Bergung und Identifizierung dieser kargen Relikte wird daher einiges an Zeit und Aufwand in Anspruch nehmen. Clifford aber ist zuversichtlich, dass sich die Mühe lohnt und das Wrack tatsächlich die lange Suche nach Kolumbus‘ Flaggschiff beendet.
(Independent / CNN, 15.05.2014 – NPO)