
Regenstürme über Peru am 20. März 2017 © NASA/JAXA, Hal Pierce
Dass diese Wetterkapriolen an die Lage bei einem El Nino erinnern, ist dabei kein Zufall. Auch momentan ist das Meer vor der peruanischen Küste um mindestens fünf Grad wärmer als normal. Das ist ähnlich wie bei einem El Nino, aber lokal begrenzter. Peruanische Meteorologen sprechen daher bereits von einem „Küsten“-El Nino – einem in der Fachsprache eigentlich nicht existierenden Begriff.
Schwache La Nina und anomale Winde
Die große Frage ist jedoch: Könnte sich hier ein neuer El Nino ankündigen – so kurz nach dem letzten? Die Forscher sind sich in dieser Frage uneins. Klar scheint, dass die La Nina – eine besonders kühle Phase nach dem El Nino – im Jahr 2016 sehr schwach und kurz ausfiel. Schon im November 2016 stuften Klimaforscher den Zustand des Pazifiks wieder als ENSO-neutral ein.
Klar scheint auch, dass ein Großteil des tropischen Pazifik bisher weitgehend normale Wassertemperaturen aufweist. Die anomale Erwärmung ist bisher auf das Meeresgebiet vor der Küste Perus beschränkt. Allerdings berichtet die US-Meeresforschungsbehörde NOAA über erste überregionale Veränderungen bei den Windverhältnissen: Über dem Ostpazifik sind Ostwinde schwächer als normal, westliche Winde in größerer Höhe haben sich zudem stärker in östliche Richtung gedreht.
El Nino noch in diesem Sommer?
Theoretisch könnten solche Veränderungen einen herannahenden El Nino ankündigen. Das Problem dabei: Zu Anfang des Frühlings ist die Vorhersage eines El Ninos besonders schwierig, Meteorologen sprechen deshalb sogar von einer Prognosebarriere. Das australische Büro für Meteorologie hält einen erneuten El Nino dennoch für wahrscheinlich: „Sechs der acht Modelle deuten darauf hin, dass die El Nino-Schwelle im Juli 2017 erreicht sein wird“, heißt es in ihrer Prognose.

Die roten Bereiche zeigen wärmere Meereszonen an. Ihre Konzentration nördlich des Äquators könnten auf einen Zusammenhang zur Pazifischen Dekaden-Oszillation hindeuten. © NASA/JPL-Caltech
Die Wissenschaftler der NOAA sagen bis zum Sommer eher ENSO-neutrale Bedingungen im ‚Pazifik voraus. Doch auch sie verweisen auf Modelle, die für die zweite Jahreshälfte 2017 eine El Nino-Wahrscheinlichkeit von bisher 50 bis 55 Prozent prognostizieren. Sollte der El Nino tatsächlich noch in diesem Jahr eintreten, dann wäre er schon dreimal in Folge mit ungewöhnlich kurzer Pause wiedergekehrt: 2014, 2015/2016 und 2017.
Ist die Pazifische Dekaden-Oszillation schuld?
Das weckt die Frage: Was verursacht diese Häufung der El Ninos? Ist der Klimawandel schuld oder stecken natürliche Klimaschwankungen dahinter? Nach Ansicht von Bill Patzert vom Jet Propulsion Laboratory der NASA könnte tatsächlich eine natürliche Schwankung schuld an den wiederkehrenden Warmphasen des Pazifik sein: die Pazifische Dekaden-Oszillation (PDO).
Im Gegensatz zur ENSO betrifft diese periodische Klimaschwankung primär den Nordpazifik und wechselt in einem langsameren Takt von bis zu 30 Jahren. Seit 2014 ist die PDO in ihrer positiven Phase und damit einem Zustand, der den Nordpazifik wärmer macht – und auch El Ninos fördern kann. So könnte eine seit Monaten bestehende Warmwasserzone nördlich des pazifischen Äquators und rund um Hawaii auf dieses Klimaphänomen zurückgehen.
Nach Ansicht von Patzert spricht einiges dafür, dass die die positive Pazifische Dekaden-Oszillation zumindest mitschuldig ist an den abgeschwächten und verkürzten La Ninas und häufigeren El Ninos. Ob der Klimawandel die Ausprägung der PDO verstärkt und die Warmphase möglicherweise verlängert, ist bisher unklar.
(NASA/GSFC, NOAA, ABM, 27.03.2017 – NPO)
27. März 2017