Umstrittener Schwund: Die Ozonschicht über den Tropen ist einer Studie zufolge stärker ausgedünnt als gedacht. Demnach hat die Ozondichte in der unteren Stratosphäre um bis zu 80 Prozent gegenüber den 1960er Jahren abgenommen. Das entspreche einem Ozonloch, meint ein kanadischer Forscher. Dem widersprechen andere Wissenschaftler allerdings vehement: In anderen Schichten und auch beim Gesamtozon gebe es von einem tropischen Ozonloch keine Spur.
Die Ozonschicht ist unser wichtigster Schutz gegen schädliche UV-Strahlung. Doch jahrzehntelange Emissionen chlor- und bromhaltiger Treibgase haben diese Schutzschicht angegriffen. Zwar sind viele FCKW seit dem Montreal-Protokoll von 1987 verboten, die Ozonschicht erholt sich aber nur langsam. Neue „Ozonkiller“ und der Klimawandel verstärken den Ozonschwund über Antarktis und Arktis sogar wieder. Auch in den mittleren Breiten und den Tropen gab es bereits erste Hinweise auf eine anhaltende Ausdünnung der Ozonschicht.
Fokus auf der Ozonschicht der Tropen
Jetzt legt eine neue Studie nahe, dass der Ozonschwund in den Tropen deutlich gravierender sein könnte als angenommen. Für seine Studie hat Qing-Bin Lu von der University of Waterloo in Kanada rund 77.000 Ozonmessdaten ausgewertet, die mithilfe von Sondenballons an 116 Messstationen weltweit seit 1965 gesammelt wurden. Er untersuchte, ob und wie sich die Ozonkonzentrationen in verschiedenen Höhen über den Tropen im Vergleich zu den 1960er Jahren entwickelt haben.
„Entscheidend zu beachten ist dabei, dass das Ozon über den Tropen je nach Höhe extrem ungleich verteilt ist“, erklärt Lu. Anders als an den Polen konzentriert sich der Großteil der tropischen Ozonschicht in der mittleren Stratosphäre ab 25 Kilometer Höhe. Nur rund 25 bis 30 Prozent des Ozons finden sich in der unteren Stratosphäre. „Das bedeutet auch, dass sich ein starker Ozonschwund in dieser unteren Schicht in Messwerten für das Gesamtozon weniger bemerkbar macht“, erklärt der Forscher.