GeoUnion

Konventionelles Erdöl vor dem Aus?

Fördermaximum ist spätestens 2020 erreicht

Entwicklung der Erdölförderung © BGR

Erdöl ist nach wie vor der wichtigste Energieträger und deckt rund 36 Prozent des weltweiten Primärenergieverbrauchs. Doch die Reserven dieses fossilen Rohstoffes sind begrenzt. Es ist absehbar, dass in den nächsten fünfzehn Jahren das Maximum der Förderung von konventionellem Erdöl erreicht ist. Dies bedeutet zwar nicht das endgültige Aus für den Erdölverbrauch, doch die zurückgehenden Fördermengen müssen sukzessive durch synthetische Kraftstoffe aus Kohle, Erdgas oder Biomasse ersetzt werden.

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„Vor dem Hintergrund der in den letzten drei Jahren drastisch gestiegenen Ölpreise mehren sich die Zweifel, dass Erdöl auch in Zukunft in ausreichender Menge zur Verfügung stehen wird“, erklärt Hilmar Rempel von der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR). Weltweit wurden seit Beginn der industriellen Erdölförderung insgesamt rund 143 Milliarden Tonnen Erdöl gewonnen. „Damit sind bereits über 37 Prozent des erwarteten Gesamtpotenzials an konventionellem Erdöl verbraucht und unseren Berechnungen zufolge ist das Maximum der Förderung zwischen 2015 und 2020 erreicht“, so Rempel.

Der Geologe erfasst und bewertet mit seinen Kollegen alle zugänglichen Informationen zur weltweiten Verteilung und Verfügbarkeit von Erdöl. Auch die Untersuchungen der BGR über Erdölpotenziale an den bisher nicht komplett erforschten Kontinenträndern fließen in die Berechnungen mit ein. „Während sich die Welt-Erdölförderung zu Beginn dieses Jahrhunderts nur moderat erhöhte, war in den letzten beiden Jahren ein deutlicher Anstieg zu verzeichnen“, erklärt Rempel. Mit 3.900 Millionen Tonnen wurde im Jahr 2005 ein neues absolutes Fördermaximum erreicht. Doch der „depletion mid-point“, bei dem die Hälfte des Gesamtpotenzials gefördert ist, scheint bald erreicht. Spätestens dann, so der Experte von der BGR, ist ein sukzessiver Rückgang der Förderung vorprogrammiert.

Geht das Erdöl demnächst zu Ende?

„Die zu erwartende Deckungslücke bedeutet allerdings nicht das Ende des konventionellen Erdöls. Es wird auch zukünftig – wenn auch in abnehmenden Mengen – noch zur Verfügung stehen“, so die Einschätzung von Rempel. Als konventionell bezeichnen die Geowissenschaftler ein Erdöl, das leicht und zu geringen Kosten zu gewinnen ist. Doch dieser wertvolle Rohstoff ist auf der Welt sehr ungleichmäßig verteilt. So verfügt der Nahe Osten über das größte Gesamtpotenzial, gefolgt von der GUS und Nordamerika. Dabei ist in Nordamerika fast zwei Drittel des erwarteten Gesamtpotenzials bereits gefördert, im Nahen Osten dagegen nur ein knappes Viertel.

Der Förderrückgang könnte zum Teil durch das nicht-konventionelle Erdöl aufgefangen werden, das technisch jedoch wesentlich aufwändiger zu gewinnen ist. „Die Reserven erreichen etwa 40 Prozent der konventionellen Reserven. Die Ressourcen hingegen, übersteigen die des konventionellen Erdöls sogar um das Dreifache“, ordnet Rempel die Bedeutung des nicht-konventionellen Erdöls ein. „Jedoch entfällt der Großteil der Ressourcen, ungefähr 80 Prozent, auf Ölschiefer. Deren wirtschaftliche Nutzung erscheint jedoch auf absehbare Zeit wegen der vergleichsweise hohen Kosten und anstehender Umweltprobleme als problematisch.“

Die weltweite Verteilung konventionellen Erdöls: Reserven, Ressourcen und kumulative Produktion. © BGR

Bei Ölsanden und Schwerstölen hingegen wurden in den letzten Jahren zahlreiche Projekte in Kanada und Venezuela in Angriff genommen. „Allerdings ist zu erwarten, dass diese dort in absehbarer Zeit nur ein Bruchteil der Kapazität der Förderung von konventionellem Erdöl erreicht“, so Rempel. Als wertvolle Alternativen gelten daher neben dem nicht-konventionellen Erdöl auch synthetische Kraftstoffe aus Kohle, Erdgas oder Biomasse. „Doch trotz aller Bemühungen um den Ersatz des knapper werdenden konventionellen Erdöls darf der zentrale Punkt bei der Verlängerung der Reichweite nicht vergessen werden“, so Rempel: „Der sparsame Umgang mit Erdöl.“

(Hilmar Rempel, Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe, 06.10.2006 – AHE)

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