Die Zerstörung von Küsten, Wäldern, Korallenriffen und Flusslandschaften ist einer der wichtigsten Gründe für die verheerenden Folgen extremer Wetterereignisse. Hingegen können Schutzgebiete dazu beitragen, die Zahl der Opfer und die Höhe der Schäden durch Stürme oder Fluten deutlich zu verringern. Dies geht aus einem neuen Report hervor, den der WWF gestern auf dem Bonner UN-Umweltgipfel vorgestellt hat.
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„Schutzgebiete sind ein Bollwerk gegen Naturkatastrophen. Natürlich können sie weder Fluten noch Stürme verhindern. Aber sie mindern die Schäden oft deutlich“, so WWF-Experte Jörg Roos. Der WWF-Report untersucht Flutkatastrophen, Hitzewellen, Waldbrände, den Tsunami im Indischen Ozean und den Hurrikan Katrina.
Durch die Abholzung der Wälder kommt es zu gefährlichen Bodenerosionen und Schlammlawinen. Zerstörte Korallenriffe, Mangrovenwälder und Dünenlandschaften führen laut dem WWF dazu, dass bei Stürmen und extrem hohen Wellen mehr Menschen sterben und mehr küstennahe Infrastruktur wie Häuser, Straßen oder Industrie zerstört wird, so die Umweltschutzorganisation. Die Weltbank schätzt, dass mehr als 3,4 Milliarden Menschen den Risiken extremer Wetterereignisse ausgesetzt sind. In den letzten 50 Jahren haben sich die Folgen solcher Ereignisse verschärft. Ein Grund dafür ist der Verlust gesunder Ökosysteme.
Riffverlust steigert Wellenwucht
So hat sich nach Angaben des WWF die Wucht der Wellen, die auf die Seychellen treffen, durch den Verlust von Riffen und Anstieg des Meeresspiegels verdoppelt. In den kommenden Jahren wird sich dieser Effekt weiter verstärken. Opferzahlen und Zerstörungen durch den Tsunami waren in den Küstengebieten geringer, wo Riffe und Mangrovenwälder bereits wirkungsvoll geschützt werden.
Die Elbeflut von 2002 verursachte Schäden in Höhe von 90 Milliarden Euro. Ein Grund: Fast 80 Prozent der natürlichen Überflutungsflächen entlang der Elbe sind bereits verloren. Monokulturen wie Eukalyptusplantagen führen zudem in der Mittelmeerregion zu mehr und sich schneller ausbreitenden Waldbränden.
Erfolge beim natürlichen Katastrophenschutz
Der WWF-Report nennt auch positive Beispielen für einen natürlichen Katastrophenschutz. 1,1 Millionen US-Dollar haben vietnamesische Gemeinden in die Wiederaufforstung von Mangrovenwäldern investiert. Im Gegenzug sparten sie 7,3 Millionen US-Dollar für den Deichbau. Während des Taifuns Wukong im Jahr 2000 hatten diese Gemeinden deutlich weniger Opfer und Zerstörungen zu beklagen als Nachbarregionen. Die Schweiz dagegen schützt 17 Prozent ihrer Wälder, um der Lawinengefahr vorzubeugen. Der Wert dieser Schutzleistung wird auf zwei bis 3,5 Milliarden US-Dollar geschätzt.
„Naturschutz ist aktiver und konkurrenzlos preiswerter Menschenschutz“, resümiert WWF-Experte Roos. „In Bonn geht es nicht nur darum, die Artenvielfalt zu retten. Die Staaten müssen die vielfältigen Leistungen der Natur für künftige Generationen erhalten.“
(WWF, 21.05.2008 – DLO)