Kein Wirtschaftsmotor: Bewaffnete Konflikte sind für die Weltwirtschaft belastender als Zivilisationskrankheiten, Malaria oder die Bodendegradierung, wie eine Studie aufzeigt. Demnach wäre die Welt heute um zwölf Prozent reicher, wenn es seit 1970 keine Kriege und Bürgerkriege mehr gegeben hätte. Allerdings sind die Folgen nicht überall gleich: Industrieländer haben vor allem an extraterritorialen Kriegen verdient, bei Bürgerkriegen gibt es hingegen kaum Profiteure.
Wie wirkt sich ein Krieg oder Bürgerkrieg auf die Wirtschaft aus? Auf den ersten Blick scheint die Antwort klar, denn solche Konflikte stören die Produktion von Gütern und Agrarprodukten, unterbrechen Lieferketten und führen zu Verlusten an Menschen und Material. Doch es gibt auch positive Effekte: Weil Waffen gebraucht werden, profitiert die Rüstungsindustrie, zudem gibt es in manchen Fällen eine Art Phönix-Effekt: Nach Kriegsende wächst die Wirtschaft der betroffenen Länder umso schneller.
Globale Verluste
Doch welcher Effekt überwiegt? Und wie sieht die Bilanz solcher Konflikte auf globaler Ebene aus? Das haben Forscher unter Leitung von Tilman Brück vom International Security and Development Center (ISDC) in Berlin nun untersucht. Für ihre Studie werteten sie die Daten von 190 Ländern zu Konflikten und Wirtschaftsentwicklung in den letzten rund 50 Jahren aus. Dabei unterschieden sie zwischen Bürgerkriegen, den Folgen eines Kriegs im eigenen Land und bei einem extraterritorialen Kriegseinsatz.
Das Ergebnis: Die negativen Folgen eines Krieges überwiegen nicht nur im betroffenen Land – auch die Weltwirtschaft wird durch lokale Konflikte eher geschwächt. „Hätte es seit 1970 keine Kriege mehr in der Welt gegeben, wäre das globale Bruttoinlandsprodukt im Jahr 2014 um zwölf Prozent größer gewesen“, berichten die Wissenschaftler. Global betrachtet wiegen die wirtschaftlich positiven Nebeneffekte von bewaffneten Konflikten demnach die negativen Folgen nicht auf.