Die Wetterextreme und der kühle Sommer des Jahres 2011 gehen zumindest teilweise auf Konto des pazifischen La Niña-Phänomens. Diese Klimaschwankung ließ die Temperaturen im tropischen Ostpazifik absinken und veränderte dadurch Wettermuster und regionales Klima weltweit. Das berichtet ein Team von 378 Forschern aus 48 Ländern im „State of the Climate Report 2011“. Demnach förderte das La Nina-Phänomen 2011 unter anderem die schwerwiegenden Dürren in Ostafrika, den südlichen USA und in Mexiko. Auch die besonders regenreichen Perioden in Mitteleuropa und Australien und die katastrophalsten Überschwemmungen seit 70 Jahren in Thailand seien von diesem Phänomen beeinflusst.
Die neuen Daten zeigten aber auch, dass der Klimawandel die durch La Niña verursachten Extremereignisse deutlich verstärke, betonen die Forscher. So seien extreme Hitzewellen wie im Sommer 2011 in Texas heute in einem La Nina Jahr 20 Mal wahrscheinlicher als noch vor 50 Jahren. Ein kalter Dezember sei nun in Großbritannien nur noch halb so häufig wie vor 50 Jahren, ein ungewöhnlich warmer November dagegen sogar 62 Mal häufiger.
Klare Hinweise auf unvermindert anhaltenden Klimawandel
Der Klimawandel hielt aber trotz La Niña unvermindert an, wie der Bericht zeigt. 2011 sei zwar im weltweiten Durchschnitt gemessen das kühlste Jahr seit 2008 gewesen. Dennoch blieben die Temperaturen erneut deutlich über dem langjährigen Durchschnitt, betonen die Forscher. Es gehöre zu den 15 wärmsten Jahren seit Beginn der systematischen Wetteraufzeichnungen. Die Temperaturen der Ozeane seien trotz der abkühlenden Wirkung der La Nina im Pazifik weiter auf Rekordwerte angestiegen.
Wie die Forscher berichten, hat sich die Arktis auch 2011 weiterhin doppelt so schnell erwärmt wie der Rest des Planeten. Die arktische Meereisbedeckung sei das gesamte Jahr über unter dem langjährigen Durchschnitt geblieben. Sie erreichte im Herbst 2011 den zweitniedrigsten Wert seit Beginn der Satellitenmessungen. Das langjährige Meereis habe dabei sogar ein Rekordminimum von 80 Prozent unter dem langjährigen Durchschnitt erreicht. In der Antarktis registrierte die Südpolstation am 25.Dezember 2011 einen Wärmerekord von minus 12,3 Grad Celsius – das seien zwei Grad mehr als die bisher gemessene Höchsttemperatur, sagen die Forscher.
„2011 wird als Jahr der extremen Wetterereignisse in Erinnerung bleiben“, erklärt Kathryn D. Sullivan, stellvertretende Administratorin der National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA), die den Bericht mit beauftragte und koordinierte. Doch jedes Wetterereignis finde heute im Kontext des sich verändernden globalen Klimas statt.
Für den Bericht hatte das internationale Forscherteam 43 Klimaindikatoren gemessen und ausgewertet. Dazu gehörten unter anderem die Treibhausgaswerte, die Temperaturen der unteren und oberen Atmosphäre, die Wolkendecke, die Meerestemperaturen, Eis- und Schneebedeckung und der Salzgehalt des Meeres. Jeder Indikator wurde über tausende von Messwerten weltweit erfasst.
(National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA), 17.07.2012 – NPO)